Prenzlau (e21.info) - Der Windanlagenbauer Enertrag wird am 25. Oktober das weltweit erste Wasserstoff-Hybridkraftwerk in Betrieb nehmen. Die Pilotanlage in der Nähe von Prenzlau in Brandenburg wurde mit den Konzernen Total, Vattenfall und der Deutschen Bahn entwickelt und mit Fördermitteln des Bundes kräftig unterstützt. Dabei wird Ökostrom dazu genutzt, in einer Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff wird anschließend an eine angeschlossene Wasserstoff-Tankstelle geliefert, teilte das Unternehmen aus Dauerthal bei Berlin mit. Wasserstoff kommt als Rohstoff vor allem in Brennstoffzellen zum Einsatz, mit deren Hilfe unter anderem Autos betrieben werden, aber auch Gebäude beheizt werden können. Brennstoffzellen wandeln die chemische Energie des Wasserstoffs in Strom und Wärme um.
Brennstoffzellenautos sollen ab dem Jahr 2014 in Serie gefertigt werden, hieß es auf einen Kongress der Brennstoffzellenindustrie Ende September in Stuttgart. Dieser Verwendungspfad für den Wasserstoff sei besonders interessant. Die Automobilhersteller stünden als Abnehmer in den Startlöchern. Mit dem Mercedes-Benz F-Cell sei die Alltagstauglichkeit der Technologie überzeugend demonstriert worden, sagt Herbert Kohler, Leiter E-Drive & Future Mobility bei Daimler. Bereits heute werde die B-Klasse F-Cell unter Serienbedingungen gefertigt und im Alltag von Testkunden erprobt. "Jetzt beginnt das Zeitalter des Wasserstoffs", hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Automobilausstellung IAA angekündigt. Toyota plant die Markteinführung von Brennstoffzellenfahrzeugen für 2015. Bis dahin müssten aber die Kosten weiter reduziert werden.
Wasserstoff kann aber auch zu einem kleinen Prozentsatz ins Erdgasnetz eingespeist werden. Oder aber, der Wasserstoff wird mit Kohlendioxid aus Biogasanlagen oder Kohlekraftwerken zu künstlichem Erdgas verschmolzen und dieses ins Netz eingespeist. Beide Möglichkeiten dienen dazu, überschüssigen Windstrom großtechnisch zu speichern. Die Wasserstoffindustrie verspricht sich von der Energiewende in Deutschland Rückenwind. Nach Angaben der Bundesnetzagentur blieben 74 Mio. kWh Windstrom im Jahr 2009 ungenutzt, weil sie nicht benötigt wurden und nicht gespeichert werden konnten. Mit Wasserstoff könnten Strommengen im Bereich von einigen Millionen MW gepeichert werden, so die Experten auf dem Branchenkongress. Keine andere Speichermethode erreiche diese Größenordnung.
Bereits für 2013 planen die Haushaltsgerätehersteller Baxi Innotech und Hexis die Vermarktung ihrer Brennstoffzellen-Heizgeräte, die auf den Bedarf eines Ein- bis Zweifamilienhauses ausgelegt sind. Sie produzieren neben Wärme für Heizung und Wasser auch Strom. Bis zu drei Viertel des Strombedarfs in einem Vier-Personen-Haushalt können vom Brennstoffzellen-Heizgerät gedeckt werden. Das Unternehmen Truma Gerätetechnik steht kurz vor der Markteinführung eines Brennstoffzellensystems, das in Wohnmobilen, auf Booten, in Berghütten oder an anderen netzfernen Orten Strom für Beleuchtung, Heizung und Elektronik liefert. Neben Wasserstoff kann bei diesen kleinteiligen Anwendungen aber auch Flüssiggas oder Methanol verwendet werden. /sh
Pilotanlage Wasserstoffproduktion aus Ökostrom startet
11.10.2011 11:54
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