London (e21.info) - Strafzölle auf chinesische Solarprodukte in der EU könnten die Rentabilität von Solarprojekten in Europa gefährden. Laut einer Analyse der britischen Marktforscher von IHS würden die Bezugspreise für chinesische Solarmodule durch Zölle um knapp ein Drittel auf 0,75 Euro pro Watt Erzeugungsleistung steigen. Sollten die Systempreise durch Strafzölle etwa um zehn Prozent steigen, würden die Renditen für europäische Solarprojekte unter sieben Prozent fallen, rechnen die Analysten vor. "Der Appetit der Investoren würde so spürbar gedämpft", sagte Chefanalyst Henning Wicht. Profit schlagen europäische Hersteller aus den Anti-China-Zöllen nach Ansicht von IHS kaum. Sie könnten ihrerseits die Zölle auf die ungeliebte Konkurrenz kaum für Preiserhöhungen nutzen, da sie ohnehin die Förderkürzungen in vielen Märkten kompensieren müssen. Großer Gewinner der Strafzölle könnten die Hersteller aus anderen Ländern mit geringen Produktionskosten sein, wie etwa Taiwan. Laut IHS kommt der ostasiatische Inselstaat derzeit auf Produktionskapazitäten von 3.400 MW gegenüber 35.000 MW in China.
Für die chinesischen Hersteller wären die Zölle gleichwohl ein empfindlicher Schlag. Die Unternehmen könnten aufgrund ihrer ohnehin schon schlechten Bilanzlage die höheren Preise nicht auffangen. Sie müssten die Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben, was höhere Installationskosten zufolge hätte. In letzter Konsequenz würden sich die chinesischen Hersteller verstärkt den außereuropäischen Märkten zuwenden, insbesondere in Asien. Die IHS-Analysten rechnen im Falle der Einführung von Strafzöllen mit einer beschleunigten Marktkonsolidierung und einer zunehmenden Zahl an Insolvenzen in Chinas Solarbranche. Die Hersteller könnten auch vermehrt damit reagieren, ihre Produktion in andere Länder zu verlagern.
Die steigenden Systempreise hätten auch Konsequenzen für Installateure und Projektierer. Sie müssten auf Kosten ihrer Margen die Preissteigerungen zum Teil auffangen. Dabei wären insbesondere größere Solarprojekte betroffen, die in der Regel auf preisgünstige chinesische Solarmodule setzen. Bei kleineren Dachanlagen kämen hingegen häufig Qualitätsmodule aus Japan, Deutschland und Korea zum Einsatz. Zudem werde der Druck auf Hersteller weiterer Solarkomponenten wachsen. So könnten Installateure auf billigere Wechselrichter aus China setzen, um so die Gesamtkosten für Solaranlagen zu senken. So wäre eine ungewollte Konsequenz der Strafzölle, dass europäische Wechselrichterproduzenten die Leidtragenden wären, so die Marktforscher. /rb