Essen (energate) - Die Ölpreisbindung bei der Gasbeschaffung ist bei den meisten der deutschen Stadtwerke inzwischen ein Auslaufmodell. Dies hat eine Studie der Jacobs University Bremen im Auftrag des Konzerns EnBW ergeben. "Neue Beschaffungsmöglichkeiten bieten zwar auf der einen Seite Chancen auf Kostensenkung, auf der anderen Seite müssen Stadtwerke aber auch die damit verbundenen Risiken sehen", sagte Prof. Gert Brunekreeft von der Jacobs University zu energate.
Zwei Drittel der befragten Unternehmen erwarten künftig eine Beschaffung direkt an den Spot- und Terminmärkten. Bei längerfristigen Verträgen steht eine Gaspreisindizierung anhand von Börsen- und Importpreisen als die dominante Beschaffungsstrategie im Vordergrund. Damit steht den Stadtwerken bei der Gasbeschaffung eine Vielzahl neuer Produkte zur Verfügung, mit denen sie zielgerichtet und flexibel auf die Bedarfe ihrer Kunden eingehen können, heißt es in der Studie. Der früher übliche Vollversorgungsvertrag ist nicht gänzlich aus den Beschaffungsportfolien verschwunden, ist bei den Stadtwerken aber nur noch als kleinerer Teil des Gesamtportfolios anzutreffen. Stattdessen schließen sie hauptsächlich Bandlieferverträge ab oder decken sich am Großhandelsmarkt ein. Grund hierfür ist, dass der Gaspreis weniger stark angestiegen ist als die Heizölpreise, da Importeure zunehmend überschüssige Gasmengen auf den Spotmärkten verkauften.
Die insgesamt 41 Befragten erwarten, dass sich der Trend zur Gasmarktbeschaffung und Gasmarktindizierung in den nächsten drei Jahren weiter verstärken wird. Als wichtigste Handelsplätze sehen die Unternehmen zu drei Vierteln den niederländischen Hub TTF und den deutschen Handelsplatz NCG. Erst an dritter Stelle wird das Marktgebiet Gaspool genannt.
Auch bei den Vertragslaufzeiten scheint sich ein Wandel zu vollziehen. Wo früher noch mehrjährige Verträge die Regel waren, sind es inzwischen noch eher Ein- bis Dreijahresverträge mit dem Trend zur weiteren Verkürzung.
Prof. Brunekreeft sieht es für das Risikomanagement der Unternehmen als unverzichtbar an zu wissen, wie die einzelnen Preisindizies für die TTF, NCG, Bafa-Grenzpreis gebildet werden. Klar standardisierte Definitionen und die öffentliche Darstellung der Berechnungskriterien könnten die Transparenz im Gasmarkt steigern helfen. /mt