Brüssel (energate) - Die EU-Kommission arbeitet an einer Reform des Emissionshandelssystems. Derzeit gebe es drei Ansätze, wie sich der Markt weiterentwickeln lasse, sagte Peter Zapfel, Mitglied der Generaldirektion Klima der EU-Kommission, bei einer Fachkonferenz in Brüssel. Zum einen sei es eine Möglichkeit, das bisher einmalige Herausnehmen von CO2-Zertifikaten, das sogenannte Backloading (energate berichtete), zur festen Einrichtung zu machen. Zweiter Reformvorschlag sei, überschüssige CO2-Zertifikate endgültig aus dem Markt zu nehmen. Zudem könne der lineare Reduzierungsfaktor verändert werden, der die Menge der CO2-Zertifikate im Markt sukzessive verringert.
Welche Lösung die Kommission aktuell bevorzugt, wollte Zapfel trotz Nachfragen nicht beantworten. Auch ob die Vorschläge sich gegenseitig ausschließen oder ergänzen könnten, wollte er nicht kommentieren. Nur dass etwas passieren muss, scheint offensichtlich: "Nach den derzeitigen Bedingungen erreichen wir bis 2050 eine Reduktion von 70 Prozent des CO2-Ausstoßes verglichen mit 1990. Das Ziel ist aber eine Senkung von 90 Prozent. Es muss also noch etwas getan werden", sagte Zapfel auf der Konferenz "Europäische Emissionsmärkte". Festhalten wolle die Kommission an der Möglichkeit der Übertragung von Emissionszertifikaten von einer Handelsperiode in die nächste. Und grundsätzlich solle der lineare Reduktionsfaktor erhalten bleiben. Offen ist dagegen noch, wie das europäische System mit anderen Emissionshandelssystemen zusammenarbeiten soll.
David Hone, Klimaexperte bei Shell, sprach sich in seinem Vortrag dafür aus, dass ein permanenter Backloading-Mechanismus in den Markt integriert werde. So könne der Preis im Zweifel immer gestützt werden. Grundsätzlich forderte er eine Konzentration auf das CO2-Ziel der EU. "Wir haben das hervorragende Emissionshandelssystem ineffektiv gemacht, weil wir später andere Regelungen ergriffen haben, die das System konterkarieren", so Hone. So habe die Förderung von erneuerbaren Energien dazu geführt, dass der CO2-Preis gefallen ist, ohne dass in weitere CO2-arme Technologien investiert wurde.
Zentral für die Reform des CO2-Marktes sei das Votum von Deutschland, betonten mehrere Redner. Derzeit warte man darauf, dass sich eine Regierung in Deutschland bilde und sich diese dann zur Zukunft des CO2-Marktes äußere. Erst dann könnten Reformen in Angriff genommen werden. /sw