Den Haag (energate) - Die Förderung von niederländischem L-Gas im Groningen-Feld wird in den kommenden Jahren zurückgefahren. Das hat das niederländische Kabinett beschlossen. Es reagiert damit auf Proteste der Bevölkerung, da es in der Region wiederholt zu Erdbeben gekommen ist. Insgesamt wird die Förderung von Groningen-Gas in den Jahren 2014 und 2015 auf jeweils 42,5 Mrd. Kubikmeter beschränkt, im Jahr 2016 auf 40 Mrd. Kubikmeter, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Im Jahr 2013 betrug die Förderung nach Angaben des Ministeriums 54 Mrd. Kubikmeter.
Welche Auswirkungen das auf die deutschen L-Gas-Netze hat, die aus Groningen aufgespeist werden, lasse sich derzeit schwer abschätzen, heißt es aus den Reihen der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber. Das hänge davon ab, welche Exit-Punkte in welchem Maß betroffen sind und ob möglicherweise in den niederländischen Konvertierungsanlagen noch Reserven zur Verfügung stehen, mit denen der Förderrückgang ausgeglichen werden kann. Die Netzbetreiber richten sich seit längerem darauf ein, die L-Gas-Netze auf H-Gas umzustellen, da die Erdgasvorkommen in Groningen zurückgehen. Am niederländischen Gashandelspunkt TTF hatte der Beschluss bereits im Vorfeld der Veröffentlichung für einen Preisauftrieb gesorgt. Seit Mittwoch sind vor allem die Preise für Kontrakte ab 2015 deutlich gestiegen. Das Kalenderjahr 2015 wurde am Donnerstag mit 26,375 Euro/MWh gehandelt (energate berichtete). Am Freitag gab der Preis leicht nach, blieb aber mit 26,25 Euro/MWh höher als vor der Bekanntgabe.
"Um die Sicherheit der Menschen zu erhöhen, die über dem Gasfeld in Groningen wohnen, verringern wir die Produktion in dem Gebiet mit dem höchsten Risiko", sagte der niederländische Wirtschaftsminister Henk Kamp. Rund um die Gemeinde Loppersum, nordöstlich von Groningen, ist das Erdebenrisiko am höchsten. Hier werde die Produktion um 80 Prozent zurückgefahren. Die Förderung ganz einstellen will die Regierung nicht, damit die Region um Loppersum auch in Kälteperioden mit Gas versorgt werden kann.
Für Schäden an Gebäuden und Infrastruktur sowie für Präventionsmaßnahmen würden in den kommenden fünf Jahren fast 1,2 Mrd. Euro bereit gestellt. Die Nederlandse Aardolie Maatschappij (NAM), Tochter von Shell und Exxon Mobil und Betreiber des Groningen-Feldes, werde bis zum Ende des kommenden Jahres 15.000 Häuser untersuchen und Verstärkungsmaßnahmen an den Gebäuden vornehmen. Wo nötig, würden auch die Deiche verstärkt, so das Ministerium. /tc