Hamburg (energate) - Der Ökoenergieversorger Lichtblick bietet sein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) nicht mehr an. Der Vertrieb des sogenannten Zuhausekraftwerks werde eingestellt, teilte Lichtblick mit. Der Grund dafür seien "die inakzeptablen kommerziellen Forderungen von VW", so das Unternehmen weiter. Der Autobauer VW war der Kooperationspartner von Lichtblick und baute die mit Gasmotoren betriebenen Anlagen, die Lichtblick dann kaufte und selbst vertrieb. Laut Lichtblick soll der Hannoveraner Konzern Bedingungen diktieren, die "inakzeptabel" waren.
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Vertrieb
Das Kraftwerk war eine gemeinsame Entwicklung. 2009 hatte Lichtblick einen Vertrag mit Volkswagen geschlossen, der bis 2018 läuft. "Volkswagen hat diesen Vertrag nicht eingehalten und immer wieder finanzielle Forderungen neu verhandelt. Dem sind wir auch oftmals entgegengekommen. Jetzt hat Volkswagen das Rad überdreht. Wir mussten die Notbremse ziehen und das Projekt beenden", sagte ein Sprecher von Lichtblick zu energate. Lichtblick könne nicht das Risiko in einem Geschäftsfeld tragen, bei dem noch offen sei, wie es sich entwickelt. Dennoch habe das Zuhausekraftwerk enormes Potenzial. "Zuletzt haben wir die Vertriebsmannschaft verdoppelt", so der Sprecher. Lichtblick werde von VW Schadensersatz für das entgangene Geschäft fordern. VW war auf Anfrage von energate für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Lichtblick wird in Zukunft keine BHKW mehr anbieten. "Das Zuhausekraftwerk war eine spezifische Entwicklung. Die Preise von anderen Anbietern sind für uns nicht darstellbar."
Bislang war das Mini-BHKW eher schleppend verkauft worden. Von den geplanten 100.000 Anlagen waren bis Ende 2014 800 Anlagen installiert (energate berichtete). Dennoch zeigt sich Lichtblick von dem Scheitern des Modells enttäuscht. Nach einer langen Entwicklungsphase, in der der Mittelständler erhebliche Ressourcen in das Projekt gesteckt habe, wäre es jetzt in die "Erntephase" gekommen, so das Unternehmen. "Vor vier Wochen haben wir beispielsweise ein Webportal freigeschaltet, auf dem man den kompletten Bau des Kraftwerks zeigen kann." Die Einstellung des Vertriebs ziehe nun auch einen Personalabbau nach sich. Von den 470 Mitarbeitern müsste voraussichtlich eine Zahl "im höheren zweistelligen Bereich" neue Beschäftigung suchen. Dabei wolle Lichtblick auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Für die Kunden, die das BHKW bereits installiert haben, ändere sich jedoch nichts, so das Unternehmen.
Der Versorger hatte das BHKW immer als Kern seiner Unternehmensstrategie präsentiert und den Verkauf stärken wollen. Dennoch blieben die Zahlen immer hinter den Erwartungen zurück. Derzeit liege der Umsatz-Anteil bei unter zwei Prozent. Auch ein Personalwechsel konnte hieran nichts ändern (energate berichtete). Deswegen werde sich der Ausstieg nun auch nicht übermäßig auf das Ergebnis von Lichtblick auswirken, so der Sprecher. Das Unternehmen gebe die Strategie nicht auf, aus Mini-BHKW im privaten Gebrauch ein virtuelles Kraftwerk aufzubauen. Der sogenannte "Schwarmstrom" bleibe Teil der Strategie. /sw