Bamberg (energate) - Ein Bamberger Start-up-Unternehmen will Vergleichsportalen wie Verivox oder Check24 Konkurrenz machen. Gründer und Geschäftsführer der "strombi GmbH" ist Peter Beckmann, der zuvor Key-Accounter der Stadtwerke Bamberg war. Für den Start seiner "Energiebörse swigdy" - wie er sie nennt - hat er mehr als 50 Energieversorger als Anbieter eingesammelt, insbesondere Stadtwerke und Regionalversorger. "Ich hätte am liebsten jeden der über 800 Regionalversorger persönlich besucht", sagte er im Gespräch mit energate. In seiner Vertriebsarbeit bei den Stadtwerken Bamberg hat er sich oft über die hohen Boni-Lockangebote der Discounter geärgert. Vertriebe wie Almado, Extraenergie oder Stromio fallen bei Swidgy daher durchs Raster, es sei denn sie verzichten auf ihre Boni in Höhe von üblicherweise zwischen 100 bis 200 Euro pro Kunde. Auch sind nur Laufzeiten von maximal einem Jahr möglich. Stattdessen sollen die Unternehmen von Anfang an einen Deckungsbeitrag für den Neukunden generieren können und in ihrem Gebiet abwanderungsgefährdete oder bereits abgewanderte Kunden zurückgewinnen können.
Das System von Swidgy ist auf den ersten Blick komplex. Der Verbraucher gibt seinen Jahresverbrauch, seine Postleitzahl und seinen aktuellen monatlichen Abschlag in eine Internetmaske ein. Der Energieversorger kann nun örtlich begrenzt Energietarife in die "Energiebörse" einspeisen und beispielsweise einzelnen Kundengruppen wie Familien oder kleinen Gewerbebetrieben besonders attraktive Konditionen anbieten. Anonymisierte Statistiken zeigen dem Versorger anschließend, auf welcher Stelle im Ranking er gerade steht, der Namen seines direkten Konkurrenten taucht allerdings nicht auf. Swidgy nutze dafür die Datenbank der Get AG, erläuterte Beckmann, damit die örtlichen Netzentgelte mit einfließen können. Danach kann der Versorger entscheiden, ob er seine Preise nach oben oder unten anpasst. Die Kunden ihrerseits sollen den Bieterwettstreit live über eine App verfolgen können, die im Oktober startklar sein soll. Das heißt, gibt ein Stadtwerk ein Stromangebot ab, erhält der Kunde eine Nachricht auf sein Smartphone, wird dieses von einem anderen Unternehmen unterboten, erhalten sowohl der Kunde als auch der Unterbotene eine weitere Push-Nachrich. Er kann dann das neue Angebot wieder unterbieten. Der Wechsel erfolge für den Kunden mit nur einem Klick. Bis zu vier Mal im Jahr kann er kostenlos über Swidgy wechseln.
Beckmann ist bisher mit 100 Prozent alleiniger Inhaber, er hat bei einem bayerischen Gründerwettbewerb mitgemacht und sitzt in Büroräumen des Innovations- und Gründungszentrums in Bamberg. Bis zu 15 Mitarbeiter will der Geschäftsführer bis zum Jahresende beschäftigen, nochmal so viele sollen 2015 hinzukommen. Die Finanzierung wird über Provisionen geleistet, der Kunde zahle nichts, außer er wolle mehr als viermal wechseln, so Beckmann. Nach wie vor akquiriert er vornehmlich Stadtwerke und Regionalversorger. Inzwischen habe er eine dreistellige Zahl von Unternehmen überzeugt, nicht alle seien in der jetzigen Betaphase dabei. Trotzdem sieht er eine gute Abdeckung von Energieangeboten von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen. /mt