Bonn (energate) - Die Bundesnetzagentur wurde bei der 2. Konsultation GABi Gas 2.0 mit ablehnenden Stellungnahmen von Stadtwerken und Verteilnetzbetreibern zur täglichen Netzkontenabrechnung überhäuft. Die Kanzlei Becker Büttner Held hat eine ablehnende Stellungnahme im Namen von mehr als 80 Unternehmen abgegeben, ungefähr noch einmal so viele haben der Behörde eigene Stellungnahmen übersandt.
Die zuständige Beschlusskammer 7 hatte in ihrer Einleitungsverfügung - zur völligen Überraschung der Branche - eine solche tägliche Abrechnung vorgesehen. Die Ausgestaltung des Verfahrens soll durch die Netzbetreiber unter Mitwirkung der Marktgebietsverantwortlichen erfolgen (energate berichtete). Gegen diese Regelung hatte sich sofort Widerstand formiert, der sich in den Stellungnahmen niederschlägt.
Die Unternehmen argumentieren, die tägliche Abrechnung könne zu einer erheblichen Liquiditätsbelastung führen, ohne eine Anreizwirkung zu haben. Tägliche Abweichungen seien in dem System der Standardlastprofile nicht zu vermeiden. Viele Parameter, die zu einer täglichen Abweichung führen, seien durch die Netzbetreiber nur sehr bedingt beeinflussbar. Die "Verteidigungslinie" wird unter anderem von Becker Büttner Held (BBH) organisiert. Viele der Stadtwerke und Verteilnetzbetreiber, die in eigenem Namen Stellung bezogen haben, verwendeten Textbausteine mit von BBH zusammengestellten Argumenten. Die Stimmung ist gereizt. Bei einer Veranstaltung im Rahmen der Gaskonferenz "GAT" in Karlsruhe sagte der Vertreter eines größeren Verteilnetzbetreibers, man müsse alles tun, um die tägliche Netzkontenabrechnung zu verhindern, inklusive einer formalen Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf, sollte die Festlegung der Bundesnetzagentur diese Regelung enthalten.
Allerdings ist die Branche gespalten, wie aus der gemeinsamen Stellungnahme der Verbände BDEW, VKU und Geode hervorgeht. Es dürfte fast ein Novum in der Geschichte der Verbände sein, dass ein Konflikt zwischen den Mitgliedsunternehmen offen dargelegt wird. Es gebe unterschiedliche Positionierungen, schreiben die Verbände und listen deshalb in der Stellungnahme lediglich die Argumente für und gegen die tägliche Netzkontenabrechnung auf. Die Verbundnetz Gas AG begrüßt beispielsweise in seiner Stellungnahme die tägliche Netzkontenabrechnung als "Anreizmechanismus für die Bereitstellung einer genauen Prognose bei SLP-Entnahmestellen". Zustimmung kommt zudem von den Fernleitungsnetzbetreibern und Marktgebietsverantwortlichen.
Verbesserungsvorschläge für die Anwendung der Standardlastprofile soll ein Gutachten der Forschungsstelle für Energiewirtschaft enthalten. Das Gutachten, das im Auftrag des BDEW erstellt wird, ist fast fertig, derzeit wird an der Endabstimmung erarbeitet. Es wird keine revolutionären Veränderungen, sondern Weiterentwicklungen vorschlagen, erläuterte in Karlsruhe Florian Straub von der Thüga, der sich auch beim BDEW mit dem Gutachten beschäftigt. Die Verteilnetzbetreiber hätten sich gewünscht, dass die Bundesnetzagentur die Veröffentlichung des Gutachtens abwartet, ehe sie irgendetwas in dem Bereich unternimmt. Alle insgesamt 100 Stellungnahmen sind auf der Internetseite der Behörde veröffentlicht. /hl