Heidelberg (energate) - Die Stadtwerke Heidelberg geben ihr Gaskraftwerksprojekt trotz der schwierigen Marktbedingungen nicht auf. "Wir sind optimistisch, dass die aktuelle Debatte im Rahmen des Grünbuchs der Bundesregierung mittelfristig für Marktstrukturen sorgen wird, die eine Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen verbessert", sagte Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie, zu energate. Die Stadtwerke planen beim Aufbau ihres sogenannten Energieparks im Stadtteil Pfaffengrund weiterhin einen Platz für das seit Jahren geplante Gasmotoren-Kraftwerk ein. Zunächst müssten aber die politischen Entscheidungen fallen, bevor das Unternehmen endgültig von der Planung in die Realisierung übergehe, schränkte Teigeler ein. Bereits im Jahr 2012 gab der Aufsichtsrat der Stadtwerke grünes Licht für den Bau von mehreren Gasmotoren mit einer Gesamtleistung von 50 MW elektrisch und thermisch, die mit etwa 40 Mio. Euro die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Stadtwerke wäre (energate berichtete). Das Gaskraftwerk soll sich durch den Einsatz im Fernwärmenetz rechnen. Aktuell beziehen die Stadtwerke Heidelberg von der MVV Energie und EnBW Wärme aus dem Großkraftwerk Mannheim. Der Vertrag läuft allerdings 2018 aus.
Im vergangenen Jahr nahmen die Stadtwerke Heidelberg zudem ein Holzheizkraftwerk in ihrem Energiepark für 20 Mio. Euro ans Netz (energate berichtete). Zur Wirtschaftlichkeit der Anlage könne er noch keine Angaben machen, ergänzte der technische Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Umwelt, Alfred Kappenstein. "Ab dem Jahr 2015 rechnen wir jedoch mit einer branchenüblichen Kapitalrendite", sagt er zu energate. Zusatzerlöse erhofft er sich durch den Einsatz im Regelenergiemarkt: Ist zu viel Strom im Netz, soll das Kraftwerke dafür bezahlt werden, wenn es seine Erzeugung in Sekundenschnelle zurückfährt (Sekundärreseve). Die Vermarktung des Kraftwerks übernehmen die Stadtwerke Heidelberg nicht selbst, sondern überlassen sie der Mannheimer MVV. Das Holzheizkraftwerk soll voraussichtlich ab dem ersten oder zweiten Quartal 2015 in den MVV-Regelenergiepool aufgenommen werden. Die Präqualifizierung dafür läuft dafür bereits - ebenso wie für die sechs bestehenden Blockheizkraftwerke der Stadtwerke Heidelberg, die zusammen auf eine Leistung von 4,5 MW elektrisch und 4,9 thermisch kommen.
"Der nächste Umsetzungsschritt innerhalb unserer Energiekonzeption 2020 wird ein Wärmespeicher sein, der die Fahrweise der diversen Erzeugungsanlagen energiewirtschaftlich weiter optimieren wird", kündigte Teigeler an. Geplant ist ein Wärmespeicher im Energiepark mit einem Fassungsvermögen zwischen 10.000 und 20.000 Kubikmeter. Je nach Wahl könnte dieser zwei bis vier Tage des durchschnittlichen Wärmebedarfs von Heidelberg speichern. Die Besonderheit an dem Speicherprojekt im Gegensatz zu anderen Stadtwerken ist, dass die Heidelberger überlegen, den Bau auch gesellschaftlich beziehungsweise touristisch zu nutzen. So gibt es erste Pläne, am Speicherturm ein Restaurant zu bauen und/oder einen Wissenszentrum, in dem über innovative Energielösungen informiert wird. /mt