Düsseldorf (energate) - Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen klagt gegen die 365 AG. Grund ist ein Streit um nicht ausgezahlte Kundenboni, sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale, Jürgen Schröder, zu energate. Dabei hatte die Gesellschaft den angekündigten Neukundenbonus ohne jegliche Begründung nicht an ihre Kunden ausgezahlt. Nach Beschwerde der Kunden berief sie sich auf verschiedene Ausschlussgründe und argumentierte etwa, dass der Bonus für einen Jahresvertrag erst fällig werde, wenn der Kunde seinen Vertrag nach Ablauf des ersten Jahres verlängere.
Die Vertriebsgesellschaft der 365 AG, Almado Energy GmbH, hatte sich gegenüber der Verbraucherzentrale bereits im Mai 2013 verpflichtet, dies zu unterlassen (
energate berichtete). "Allerdings sind wir hier auch wegen der Firmenkonstruktion zu kurz gesprungen", so Schröder. Almado Energy GmbH und die andere Vertriebsgesellschaft von 365 AG, Immergrün Energie GmbH, betreiben zwar die Kundenakquise und machen die Abrechnungen, aber der Vertragspartner der Kunden ist die 365 AG. "Das geht nur aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hervor", kritisiert Schröder. Ihm seien Fälle bekannt, bei denen Kunden selbst mithilfe ihrer Anwälte Almado oder Immergrün verklagt hätten, aber die Klage gegen die 365 AG hätten richten müssen. "Das ist für Kunden wirklich sehr schwer nachzuvollziehen und auch für Profis, wie man sieht", so Schröder. Die Verbraucherzentrale hat nun eine Klage vor dem Landgericht Köln eingereicht. Zuletzt hatte die Bundesnetzagentur gegen Immergrün ein Verfahren wegen Verdachts auf Verstöße bei der Abrechnung eröffnet (
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Die zweite Klage, die die Verbraucherzentrale beim Landgericht Köln gegen die 365 AG eingereicht hat, betrifft eine Weihnachtsaktion aus dem Jahr 2013. Dabei sei Kunden angeboten worden, ihren laufenden Vertrag gegen einen Bonus von 50 Euro zu gleichbleibenden Preisen zu verlängern. Wer sich auf das Angebot einließ, büßte jedoch ebenfalls seinen ursprünglichen Neukundenbonus von 25 Prozent ein, so Schröder weiter. Zur Begründung hieß es vonseiten des Unternehmens, dass ein Tarifwechsel vor Ablauf des ersten Lieferjahres stattgefunden habe, weswegen der Bonus nicht mehr gewährt werde. Zusätzlich sei den Kunden eine Preiserhöhung nach der Verlängerung berechnet worden. "Der Hinweis auf diese Erhöhung war unserer Auffassung nach eh unwirksam", so Schröder. Diese sei nämlich "völlig intransparent" im Rahmen einer E-Mail kommuniziert worden. 365 AG war auf Anfrage von energate nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Zuletzt hatte die Verbraucherzentrale einen Sieg gegen das Vertriebsunternehmen Extraenergie GmbH vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf erstritten. Dieses hatte nach Ansicht des Gerichts zu hohe Abschlagsbeträge eingezogen und Guthaben nicht schnell genug nach der Abrechnung wieder an die Kunden ausgezahlt. Diese Praxis hatte Extraenergie bereits nach einem Urteil des Gerichts auf Klage des Konkurrenten Stromio aufgegeben (
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