Berlin (energate) - Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, will unzuverlässige Stromerzeuger stärker in die Verantwortung nehmen. Sie sollten sich an den Kosten für die Beseitigung von Lieferengpässen finanziell beteiligen. Alle Spieler am Strommarkt sollten gleich sein, sagte er auf der Handelsblatt-Tagung Energiewirtschaft in Berlin. Jeder sollte das liefern, was er auch angekündigt hat. Sollte der Erzeuger sein Versprechen nicht einhalten, so sollte er auch die Kosten für die Nichtlieferung des Stroms übernehmen. "Das wird das Verhalten der Erzeuger ändern." Speziell die Erzeuger von erneubaren Energien seien hier bislang noch privilegiert, da sie oftmals keine Verpflichtung bei der Stromeinspeisung haben. Das müsse geändert werden. So könnte auch der Energy-Only-Markt weiter betrieben werden.
Prinzipiell will Tennet am Energy-Only-Markt festhalten, bei dem einem Stromerzeuger beziehungsweise Kraftwerksbetreiber nur die erzeugte kWh vergütet wird. Ein Vorteil an diesem Modell sei, dass alle Akteure am Markt unter gleichen Bedingungen agieren. Dazu gehöre es aber auch, Preisspitzen zuzulassen. Bis zu 15.000 Euro pro MWh könnte sich Hartman vorstellen. Er geht dabei noch über den Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums hinaus. Die Gutachter des Ministeriums nannten im Grünbuch Preisspitzen von bis zu 12.000 Euro pro MWh. Hartman glaubt, dass es in der Zukunft eine "neue Generationen von Kraftwerken" geben werde, die aufgrund der hohen Preisspitzen betrieben werden können. Denkbar sei auch, dass künftig Erneuerbaren-Erzeuger diese Kraftwerke betreiben. Man müsse sich vor Augen halten, dass Deutschland in den kommenden Jahren 60 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt, 40 Prozent werden dann noch in konventionellen Anlagen produziert, so Hartman.
Um die Stromversorgung auch in Engpasszeiten abzusichern, verwies Hartman auf das von Tennet entwickelte "Fangnetz" (energate berichtete). Für die Sicherung der Netzstabilität solle bis 2022 eine Netzreserve eingerichtet werden. 2.200 MW an Reserveleistung würden für das "Fangnetz" reichen. Hartman verwies darauf, dass sich sein Unternehmen nicht komplett gegen einen Kapazitätsmarkt stelle. Er gab aber zu bedenken, dass so ein Markt, sollte er kommen, wenig innovativ sei. Er reize die Unternehmen kaum an, neue Ideen und Lösungen für die Marktteilnehmer zu entwickeln. /sa