Essen (energate) - Die MVV Energie setzt verstärkt auf das dezentrale Geschäft. "Unsere Energiewelt ist kleinteiliger geworden, immer mehr Kunden wollen und bekommen Zugang zu dezentralen Lösungen und Technologien", sagte der Vertriebsvorstand der MVV Energie, Ralf Klöpfer, im Interview mit der energate-Zeitschrift emw. Deshalb habe man im vergangenen Jahr das Joint Venture "BEEGY GmbH" gegründet, um diesen neuen Markt mit neuen standardisierten Massenprodukten zu bedienen - zusammen mit den Unternehmen Baywa Re, Glen Dimplex sowie Greencom Networks. Angeboten werden Komplettlösungen für ein intelligentes dezentrales Energiemanagement.
"Beegy ist ein radikal neuer Ansatz, da braucht man in der Tat sicher auch Mut dazu", so Klöpfer. Die Beteiligten wollen damit die Herausforderung angehen, wie mit neuen Angeboten Rückgänge in anderen Bereichen kompensiert werden können. Zuerst wolle man Bündelkunden und die Wohnungswirtschaft ansprechen. Die Beegy-Unternehmen prüfen zuerst das Effizienzpotenzial beim Kunden. In einem zweiten Schritt soll die Energieanlage steuerbar gemacht werden. Die sich ergebende Lastverschiebung wird vermarktet, der Gewinn geteilt. "Der Kunde bringt Daten und Flexibilität ein und bekommt dafür etwas zurück", sagte Klöpfer.
Um die Beegy-Angebote auch wirtschaftlich darstellen zu können, habe man sich bei der MVV Energie entschlossen, mit Partnern zusammenzuarbeiten. So ist laut Klöpfer Glen Dimplex Marktführer bei elektrischen Heiz- und Kühlsystemen in Europa, Baywa Re Nummer eins im Handel und im Installationsprozess von PV-Komponenten. Greencom Networks sei als Betreiber einer Energiemanagement-Plattform in der Lage, mehrere Mio. Geräte zu steuern.
Das klassische Vertriebsgeschäft bleibt ein wichtiger Pfeiler der MVV Energie, allerdings wird es zunehmend schwieriger. "Wir sehen unverändert hohe Wettbewerbsintensität, einen schrumpfenden Gesamtmarkt und damit einhergehend sinkende Margen", so Klöpfer. Bei den Haushaltskunden konzentrieren sich die MVV Energie und ihre Stadtwerke-Beteiligungen auf ihre Versorgungsgebiete. "In diesem Segment fängt erst bei mindestens 800.000 Kunden aufwärts der Break-Even an." Das war auch der Grund, warum die MVV Energie ihren bundesweit agierenden Stromeinzelhändler "Secura" vergangenes Jahr verkauft habe. Auch die Juwi-Stromkunden wurden bei der Übernahme des Unternehmens nicht mit übernommen, sondern an die Naturstrom AG abgegeben. Vom Break-Even sei man bei beiden Unternehmen "deutlich entfernt" gewesen. Die MVV Energie setzt daher auf die Verstärkung des Dienstleistungsgeschäfts mittels Beegy, um dort erfolgreich wirtschaften zu können.
Das ganze Interview mit Ralf Klöpfer ist in der aktuellen Ausgabe der energate-Zeitschrift "Energie, Markt, Wettbewerb" (emw) veröffentlicht. /sa