Düsseldorf (energate) - Der Stromhandel ist in den vergangenen Jahren kurzfristiger geworden. Unter anderem liegt es an dem Ausbau der Erneuerbaren, deren Verfügbarkeit nur kurzfristig prognostizierbar sei. Zu dieser Einschätzung kam Thorsten Lenck, Senior Consultant bei der Beratungsgesellschaft Energy Brainpool, auf einer Fachtagung in Düsseldorf. Künftig erwartet er noch eine weitere Verstärkung dieses Trends. Bei den erwarteten 80 Prozent der Erneuerbaren im Strommix der Zukunft werde es viele Tage geben, in denen sie den Strombedarf komplett decken würden. "Je mehr Erneuerbare wir haben, desto mehr Druck entsteht auf dem kurzfristigen Markt."
Im Gegensatz zum Terminhandel, an dem nur ein kleiner Teil der Volumina tatsächlich physikalisch gehandelt wird, findet im Day-Ahead-Markt fast ausschließlich physikalischer Handel statt. "Noch physikalischer" sei dementsprechend der Intraday-Handel fügt Lenck hinzu. Besonders im Solarbereich in den frühen Morgenstunden steigt die Leistung im Gleichklang mit der steigenden Nachfrage. "Momentan decken sich daher Angebot und Nachfrage sehr gut". Dies funktioniere aber nur solange, bis es zu markanten Überkapazitäten im Erneuerbaren-Bereich kommt. Im Jahr 2040 werde es deshalb rund 1.400 Stunden lang negative Strompreise geben, was fast 18 Prozent der gesamten Stundenzahl eines Jahres entspricht, sagte Lenck mit Blick auf eine aktuelle Prognose von Energy Brainpool. "Das bedeutet im Grunde, dass ich meinen Strom im Schnitt an jedem sechsten Jahrestag kostenlos bekomme." Angesichts dieser Entwicklung seien gravierende Veränderungen zur Flexibilisierung des Strommarktes notwendig, fordert Lenck. So seien mehr Daten im Live-Format für genauere Prognosen über Erzeugung und Verbrauch notwendig. "Systematische Preissprünge weisen auf eine nicht ausreichende Bilanzkreiskreisbewirtschaftung hin", so seine Kritik. Langfristig sei es aus markttechnischen Gründen wichtig, die EEG-Umlage auf ein Flexibilisierungssignal wie beispielsweise den Spotmarktpreis umzustellen. Zudem sei eine Integration von Erneuerbaren-Anlagen außerhalb des EEG-Vergütungssystems notwendig, um die Flexibilitätsnachfrage zu steigern. /am