Berlin (e21.info) - Die Betreiber der kürzlich gestarteten Power-to-Gas-Anlage in Mainz wollen von der Zahlung der EEG-Umlage befreit werden. "Wir werden beantragen, befreit zu werden", sagte ein Sprecher des Industriegaseanbieters Linde zu e21.info. Linde zahlt als Großverbraucher von Strom grundsätzlich nur einen Teil der EEG-Umlage zur Finanzierung der Energiewende. Diese finanzielle Entlastung des Unternehmens soll nun auf den Strom ausgeweitet werden, der den Elektrolyseur antreibt, den Linde mit den Stadtwerken Mainz betreibt. Dieser ist mit sechs MW elektrischer Eingangsleistung aktuell der größte weltweit (e21.info berichtete). Er soll idealerweise mit überschüssigem Ökostrom betrieben werden und Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten. Für den Wasserstoff gibt es vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, von der Gasnetz-Einspeisung und Rückverstromung über den Antrieb von Brennstoffzellenautos bis zur Verwendung in der chemischen Industrie. Der Chemie-Pfad ist für Linde nach Angaben des Sprechers die erste Option.
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EEG-Umlage
Wasserstoff
Stromspeicher sind zwar von der EEG-Umlage befreit, allerdings nicht, wenn die gespeicherte Energie wie bei der Mainzer Power-to-Gas-Anlage den Strommarkt verlässt. Eine Rückverstromung ist aber wegen der hohen Kosten der Wasserstofferzeugung bei den neidrigen Strompreisen unrentabel. Die Umlageerhebung ist in den anderen Anwendungspfaden nach Branchenangaben das größte Hindernis auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeit. "Die EEG-Umlage tötet jeden Business-Case", sagte kürzlich Gregor Waldstein, Geschäftsführer des Anlagenbauers Etogas (früher Solarfuel). Etogas hatte für den Autobauer Audi eine Anlage errichtet, deren Wirtschaftlichkeit laut Waldstein "total in den Seilen hängt". Solange die Umlage weiter erhoben werde, wird seiner Ansicht nach hierzulande keine Power-to-Gas-Anlage profitabel betrieben werden können. Die Branche trommelt mit der Begründung gegen die Umlage, Power-to-Gas-Anlagen seien keine Letztverbraucher im engen Sinne, sondern nur Zwischennutzer.
Linde und die Stadtwerke Mainz haben nun offenbar eine Lösung gefunden. Die Mainzer Anlage soll perspektivisch 200 Tonnen Wasserstoff pro Jahr liefern. Nach Angaben des Linde-Sprechers gibt es auch schon einen industriellen Kunden, der als Abnehmer in Frage kommt. Die chemische Industrie hat einen enormen Bedarf an Wasserstoff, der derzeit noch aus Methan gewonnen wird. Das vom Bund mit 500 Mio. Euro geförderte Projekt "Hypos" im mitteldeutschen Chemiedreieck zielt genau darauf ab, grauen durch grünen Wasserstoff zu ersetzen. Eine Einspeisung des Wasserstoffs in das Gasnetz, was laut Sprecher bis zu einem Anteil von fünf Prozent problemlos möglich ist, sei momentan "nicht die bevorzugte Option". Möglich sei auch die Betankung von Brennstoffzellenautos. In Mainz könne theoretisch genug Wasserstoff produziert werden, um 2.000 Brennstoffzellen-Pkw zu versorgen. /sh