Berlin (energate) - Der erste Stromkreis der Thüringer Strombrücke soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Damit könne die Leitung einen wichtigen Beitrag leisten, um die Stromversorgung im Süden Deutschlands in den Wintermonaten zu sichern, teilte der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz mit. Dort fehlt seit Ende Juni das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, das Eon vorzeitig vom Netz genommen hat (energate berichtete). Laut 50 Hertz verlaufen die Arbeiten an der Hochspannungsleitung von Thüringen nach Nordbayern, auch Südwestkuppelleitung genannt, erfreulich schnell. Ursprünglich war geplant, die Leitung mit beiden Stromkreisen im Frühjahr 2016 ans Netz zu bringen. Die Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz und Tennet, zuständig für den bayerischen Leitungsabschnitt, treiben die Arbeiten unter Hochdruck voran, damit die Stromverbindung die Abschaltung von Grafenrheinfeld kompensieren kann.
"Durch eine Reihe spezifischer Maßnahmen wird 50 Hertz auf thüringischer Seite die Inbetriebnahme des ersten Stromkreises vorziehen können", so Frank Golletz, Technischer Geschäftsführer bei 50 Hertz. "Wenn das Wetter mitspielen sollte." Auch von Tennet heißt es, die Arbeiten könnten noch in diesem Jahr abgeschlossen werden (energate berichtete). Damit könne für die kritische Winterzeit mehr Transportkapazität Richtung Süden schneller als bisher gedacht genutzt werden, so Golletz weiter. Damit würde die hochbelastete Leitung Remptendorf-Redwitz, die bislang einzige Verbindung zwischen Thüringen und Bayern, entlastet. Das sei nicht nur für die Stabilität des Netzes positiv, sondern auch für die Verbraucher, weil Kosten für das Netzmanagement eingespart werden.
50 Hertz verweist darauf, dass die Kosten für das Netzmanagement in diesem Jahr sprunghaft angestiegen sind. Allein in der eigenen Regelzone rechnet das Unternehmen mit Kosten von 300 bis 400 Mio. Euro für die Bewirtschaftung temporärer Engpässe. Diese Kosten werden über die Netzentgelte weitergegeben und von den Verbrauchern in der Region getragen. Ein Teil der Kosten könne durch die vorgezogene Inbetriebnahme eingespart werden. Die Investitionskosten für die gesamte Südwestkuppelleitung zwischen Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) und Redwitz (Bayern) liegen bei 300 Mio. Euro. Sie ist seit 2006 europäisches Vorrangprojekt. Ihr Bedarf wurde 2009 im Energieleitungsausbaugesetz bestätigt. Der erste Abschnitt ging bereits im Jahr 2008 in Betrieb. Der Bau der weiteren Leitung hat sich aufgrund lokalen Widerstands verzögert. Der zweite Abschnitt hat in diesem Jahr den Betrieb aufgenommen (energate berichtete). /tc