Köln/Berlin (energate) - Die Energiebranche startet wie die Mehrzahl der Wirtschaftszweige ohne große Aufbruchsstimmung ins neue Jahr. Zwar sieht sie Chancen durch den Ausbau der Erneuerbaren und die zunehmende Digitalisierung ihrer Prozesse, auf der anderen Seite klagt sie aber über "schwierige Betriebs- und Investitionsbedingungen" bei Kraftwerken, Speichern und Netzen. Das hat eine Branchenumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft unter 46 Wirtschaftsverbänden ergeben. Für die Energiewirtschaft lieferte der Verband BDEW die Lageeinschätzung.
Produktion und Umsatz werden in der Energiewirtschaft 2016 voraussichtlich stagnieren ebenso wie die Investitionen. Gleichzeitig erwartet der BDEW einen weitergehenden Stellenabbau aufgrund von Umstrukturierungen und Rationalisierungen bei den Energieversorgern. Verantwortlich seien unter anderem die niedrigen Strompreise, die trotz erwarteter "guter Stromproduktion" zu entsprechend geringeren Erlösen führen dürften. Das erwartete moderate Wirtschaftswachstum in Deutschland bringt für die Energiebranche - wie auch schon im Vorjahr - kaum Impulse. Grund ist, dass der Energieverbrauch effizienter wird und in einzelnen energieintensiven Branchen der Absatz zurückgeht.
Gefragt nach den Investitionen erwartet die Energiebranche ähnlich hohe Ausgaben wie im Jahr 2015. In den Stromnetzen würden durch immer mehr Erneuerbaren-Anlagen zwar Investitionen "auf hohem Niveau" erforderlich. Und auch die Digitalisierung sorge für weiteren Bedarf - "derzeit noch hauptsächlich im Netzbereich". Auf der anderen Seite aber erwartet der BDEW kaum Investitionen in konventionelle Kraftwerke. Die Gaswirtschaft dürfte ebenfalls auf Vorjahresniveau verharren, so die Einschätzung. "Hier besteht derzeit Investitionsbedarf aufgrund der notwendigen Umstellung von L-Gas zu H-Gas in einigen Gebieten." Aber dies reicht nicht aus, um die Investitionen insgesamt anzuheben.
Die Energiebranche reiht sich mit ihrem verhaltenen Optimismus unter den anderen Wirtschaftszweigen ein. Von den befragen 46 Wirtschaftsverbänden sahen nur zwölf Verbände eine "bessere Stimmung", 13 dagegen eine "schlechtere Stimmung". Bei der Produktion rechnet die Mehrheit (29 Verbände) mit einem Zuwachs, nur sieben mit einem Rückgang. Viele Unternehmen würden voraussichtlich mehr investieren, mehr Beschäftigung sei aber nicht zu erwarten, ergab die Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft. /mt