Wien (energate) - Der Wettbewerb und der fallende Preis haben die Attraktivität von Erdgas in Europa gesteigert. Nach einigen Jahren der Flaute habe Gazprom wieder mehr Erdgas nach Europa importiert, sagte Generaldirektorin von Gazprom Export, Elena Burmistrova, bei der Europäischen Gaskonferenz in Wien. Die im vergangenen Jahr nach Europa importierten 159 Mrd. Kubikmeter Erdgas bedeuten vier Prozent mehr als im Vorjahr. In der Stromerzeugung verdränge Erdgas zunehmend die Kohle, stellte sie fest. Dieser Trend werde Europa helfen, seinen ambitionierten CO2-Reduktionszielen näher zu kommen, sagte Burmistrova. Angesichts der rückläufigen Produktionsmengen in Europa sowie der nicht ausgelasteten LNG-Terminals sei es wichtig, die Zusammenarbeit Europas mit ihrem größten Erdgaslieferanten Gazprom aufrechtzuerhalten. "Unsere Position ist, dass das Konzept der Energiesicherheit in Europa nicht nur über die Diversifizierung der Versorgungswege gehen soll", fügte Burmistrova hinzu. Flexibilität und Versorgungssicherheit seien die Top-Faktoren. Selbst in den EU-Mitgliedsstaaten, wo Gazprom als einziger Erdgaslieferant agiere, könne der Energiekonzern nicht die Preise diktieren, so Burmistrova. Die Preisbildungsformel würde den Gaspreis in der Regel automatisch ans Marktniveau anpassen.
In 20 Jahren werde Europa rund 165 Mrd. Kubikmeter Erdgas importieren müssen, prognostiziert die Gazprom-Export-Chefin. Um diese Nachfrage zu befriedigen, müsse das Transportsystem schon jetzt aufgebaut werden."Darum haben wir schon jetzt beschlossen, mit unseren Partnern das Nord-Stream-Projekt zu erweitern." Die geplante Durchleitungskapazität der ausgebauten Ostseepipeline bedeute 110 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr, das wiederum bedeute direkte und zuverlässige Versorgung. "Die europäischen Haushalte kostet der Bau von Nord Stream 2 keinen Cent", betonte Burmistrova.
Eine wichtige Rolle räumt Gazprom künftig den Gasauktionen als Vertriebsinstrument ein. Im September habe Gazprom seine erste Auktion für Erdgas abgehalten, das über die Nord Stream nach Greifswald und Olbernhau geliefert werden sollte (energate berichtete). Der Testlauf des neuen Tradingmechanismus sei erfolgreich verlaufen, langfristig seien über Aktionen bis zu zehn Prozent des Exportvolumens absetzbar, so die Einschätzung der Gazprom-Export-Direktorin. /am