Berlin (e21.info) - In der Debatte um die Ausbauziele für die Windenergie auf See setzt Hersteller Siemens die Bundesregierung unter Druck. Sollte es bei den Ausbauzielen aus den Eckpunkten zum Ausschreibungsdesign von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bleiben, sei dies deutlich zu wenig, um die Investitionsentscheidung für das geplante Siemens-Werk für Windräder in Cuxhaven (Niedersachsen) zu rechtfertigen. Deshalb würde die Investition noch einmal überdacht. Dies habe der Generalbevollmächtigte von Siemens für Norddeutschland, Michael Westhagemann, bei einem Treffen mit Wirtschaftsstaatssekretär Uwe Beckmeyer in Wismar am 25. Januar "sehr deutlich gesagt", berichten Teilnehmer übereinstimmend. An dem Treffen nahmen rund 40 Vertreter von Politik und Wirtschaft teil, darunter die Regierungschefs der fünf Nordländer, die Windindustrie sowie Gewerkschaften.
Dem Bundeswirtschaftsministerium ist eine solche Äußerung Westhagemanns "nicht bekannt", erklärte eine Sprecherin. Siemens dementiert vehement. "Herr Westhagemann hat mir versichert, dass er das nicht gesagt hat", so ein Konzernsprecher zu e21.info. Dass Siemens den Standort zur Disposition stellt, sei "ganz und gar nicht der Fall". Cuxhaven sei ein wichtiger Baustein in der Expansionsstrategie des Unternehmens. Erste Stellenausschreibungen liefen bereits. Der Sprecher verwies darauf, dass das Werk nicht nur für den deutschen, sondern den europäischen Markt benötigt werde. Der Konzern habe sich mehrere Standorte angesehen, etwa in Dänemark und Polen, sich aber letztendlich für Cuxhaven entschieden. "Weil das Gesamtpaket vor Ort am stimmigsten war", so der Sprecher.
Das Bundeswirtschaftsministerium will seinen Eckpunkten zufolge jährlich 800 MW Windkraftleistung auf hoher See für das nächste Jahrzehnt ausschreiben. Nach Ansicht der Branche und der Nordländer ist das zu wenig, sie forderten im "Wismarer Appell" pro Jahr mindestens 900 MW. Vertreter von Siemens sprachen sich nach Branchenangaben sogar für 1.200 MW aus. Das Unternehmen gab Anfang August 2015 bekannt, für 200 Mio. Euro eine Fabrik für die Fertigung von Maschinenhäusern für Offshore-Windturbinen in Cuxhaven bauen zu wollen (e21.info berichtete). Die zugehörigen Rotorblätter werden im britischen Hull gebaut. Die deutsche Politik hatte sich zehn Jahre lang um diese Ansiedlung bemüht. /sh