Berlin (energate) - Die Bundesregierung hat eine großformatige Forschungsinitiative zur Energiewende aufgelegt. "Das Kopernikus-Programm ist auf zehn Jahre angelegt und soll Antworten auf die großen Fragestellungen der Energiewende geben", erklärte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) bei dessen Vorstellung in Berlin. An den vier Forschungsprojekten des Programms werden sich rund 230 Partner aus Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft beteiligen. Die Projekte sollen die Schlüsselbereiche Netzinfrastruktur, Speicherung, Flexibilisierung der Industrieprozesse und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende bearbeiten. Das Fördervolumen beläuft sich in den ersten drei Jahren bis 2018 auf 120 Mio. Euro, in der zweiten Phase bis 2025 sollen 280 Mio. Euro folgen. "Bis 2025 bringen wir neue Energiekonzepte auf dem Weg, die großtechnisch angewendet werden können und auch gesellschaftlich akzeptiert sind", so Wanka.
Im Themenfeld Netzstruktur ging der Zuschlag an das Konsortium "Ensure". Es hat sich zum Ziel gesetzt, durch eine Kombination von dezentraler und zentraler Stromerzeugung die Kosten für den Netzausbau zu verringern, die bis 2025 auf 34 Mrd. Euro geschätzt werden. Die Leitung des Konsortiums mit 21 Partnern liegt beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der RWTH Aachen, Eon, Tennet, Siemens und ABB. Das Speicherkonsortium "Power-to-X" will großtechnische Voraussetzungen schaffen, um überschüssigen Ökostrom in Wasserstoff, Kohlenstoffmonoxid oder Synthesegas umzuwandeln. Dabei soll es um CO2-Einsparungen, dezentrale Lösungen mit hoher Autarkie und Exportfähigkeit gehen. Kernpartner sind hier die RWTH Aachen, das Forschungszentrum Jülich und das Dechema-Forschungsinstitut. Zu den weiteren rund 60 Partnern zählen unter anderem Audi, BASF, RWE, Linde, Siemens, Shell Global Solutions, Wacker Chemie und Thyssenkrupp.
Das Konsortium "Synergie", das die Flexibilisierung von Industrieprozessen bearbeitet, soll demonstrieren, wie eine energieintensive Industrieproduktion an schwankende Stromversorgung angepasst werden kann. Hochdynamische Steuerplattformen sollen die starren Automatisierungsstrukturen aufbrechen und dem schwankenden Stromangebot anpassen. Das könnte Kosten von bis zu zehn Mrd. Euro einsparen. Konsortialführer ist die Technische Universität Darmstadt und die Universität Köln. Zu den weiteren Industriepartnern gehören unter anderem Arcelor Mittal, BMW, Daimler, Epex Spot, MAN Diesel & Turbo und Steag New Energies. Außerdem beteiligen sich Organisationen wie der BDI, der BUND Bayern, Agora Energiewende oder die Dena. Das Konsortium "Enavi", welches für das Thema Akzeptanz und Systemintegration zuständig ist, will eine Roadmap erarbeiten. Sie soll es erlauben, kritische Phasenübergange bei der Energiewende frühzeitig zu identifizieren und die Bedingungen für innovative Lösungen aufzuzeigen.
Bereits der Ausschreibungsprozess sei ein großer Mobilisierungserfolg, so Wanka. Über 1.000 Interessenten hätten sich beteiligt. Die Forschungsministerin betonte zudem, dass die Konfiguration der Konsortien weiterhin offen und gestaltbar sein wird. Auch das Finanzvolumen werde weit höher sein als die 120 Mio. Euro, da sich alle Partner daran beteiligen werden, so die Ministerin. /gk