Hamburg (energate) - Ein Bündnis aus Ökostromanbietern und Verbraucherschützern geht gegen vermeintliche Fehlinformationen durch Energieversorger beim Ökostromanteil vor. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat etwa den Frankfurter Versorger Mainova abgemahnt, der auf seiner Internetseite einen Anteil erneuerbarer Energien von 63,5 Prozent auswies. 44,6 Prozent des Strommixes entfielen dabei allerdings auf EEG-Strom, der im bundesweiten Mix ohne Zutun der Mainova AG enthalten ist und den Versorger extra ausweisen müssen, kritisierten die Verbraucherschützer im "Handelsblatt". Mainova habe demnach lediglich einen Anteil von etwa 17,5 Prozent an Erneuerbarenstrom zusätzlich beschafft, so die Verbraucherzentrale.
Mainova bestätigte gegenüber energate den Eingang der Abmahnung. "Nach Abwägung verschiedener Aspekte haben wir uns gegen einen möglichen, zeit- und kostenintensiven Rechtsstreit entschieden und die direkte Kommunikation mit der Verbraucherzentrale aufgenommen", erklärte ein Sprecher. Das Unternehmen habe den Begleittext auf seiner Homepage angepasst. Eine Unterlassungserklärung, wie von der Verbraucherzentrale gefordert, habe man indes nicht abgegeben. Der Mainova-Sprecher betonte zudem, dass man sich bei der Stromkennzeichnung an die Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes gemäß Paragraf 42 halte.
Diese gesetzlichen Regelungen zur Stromkennzeichnung brandmarkt die Ökostrombranche schon länger als "Etikettenschwindel" (energate berichtete). Anlässlich der nun bekannt gewordenen Abmahnung gegen Mainova erneuerte das Bündnis von Lichtblick, Naturstrom und weiteren Anbietern und Umweltorganisationen seine Kritik. "Der Gesetzgeber nimmt bewusst in Kauf, dass die Kennzeichnung von Stromtarifen nicht die Stromeinkaufspolitik der Anbieter abbildet", beklagte Peter Ahmels, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. Energieversorger könnten sich auf diese Weise umweltfreundlicher darstellen, als sie sind. "Das ist unseriös", so Ahmels. Laut Erhebungen des Bündnisses weist jeder vierte Versorger in seinem Strommix mehr erneuerbare Energien aus, als sie tatsächlich beschafften. /rb