Berlin (energate) - Die Verbraucherzentralen intensivieren ihr Engagement bei der Überwachung des Energiemarktes. Sie haben mit dem Aufbau des neuen Organs "Marktwächter Energie" begonnen. Im August seien die Segmente Strom und Gas, Fernwärme sowie Heizkostenabrechnungen und Monopole von Ablesediensten eingerichtet worden, teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) mit. Der Marktwächter Energie soll systematisch die bundesweiten Verbraucherbeschwerden im Energiemarkt erfassen und auswerten. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen künftig "strukturelle Fehlentwicklungen" frühzeitig sichtbar machen, so die Verbraucherschützer. Sie verweisen etwa auf die Insolvenz von Care Energy, die gezeigt habe, "dass die Marktaufsicht aus Verbrauchersicht unzureichend ist".
Sogenannte Marktwächter haben die Verbraucherzentralen bereits für die Bereiche Finanzen und Digitale Welt eingerichtet. Diese hätten sich als "Seismografen in komplizierten Märkten" und Instrument des Verbraucherschutzes bewährt, so der VZBV. Auch der Energiemarkt sei komplex und undurchsichtig, daher sei der Marktwächter Energie "der nächste logische Schritt". Das Bundesministerium für Verbraucherschutz gewährt dem Projekt bis Ende August 2018 eine Anschubfinanzierung von 1,5 Mio. Euro. Dann sollen die Grundstrukturen für eine bundesweite Marktbeobachtung vorliegen, hieß es.
BDEW sieht "keinen Bedarf"
Die Energiebranche lehnt die Einrichtung eines Marktwächters Energie ab. Der Verband BDEW hatte bereits zu Beginn des Jahres mit Verweis auf bestehende Aufsichtsbehörden erklärt, es gebe "keinen Bedarf" für eine solche Stelle (energate berichtete). Die Verbraucherschützer führen demgegenüber den bestehenden Marktwächter in Niedersachsen an. Die dortige Verbraucherzentrale hatte die Beobachtungsstelle im März 2015 eingerichtet. Seitdem habe sie ausgehend von Kundenbeschwerden rechtliche Schritte gegen zahlreiche Energieanbieter eingeleitet und bisher rund 70 Unterlassungserklärungen durchgesetzt - zuletzt etwa gegen die EWE (energate berichtete). Die Marktuntersuchungen in Niedersachsen hätten zudem gezeigt, dass die Darstellung von Preiserhöhungen aus Verbrauchersicht oft unzureichend ist und sich Stromtarife mit Prämien nur selten lohnen, so der VZBV. /rb