Schwerin/Berlin (energate) - Der Zusammenschluss der ostdeutschen Verteilnetzbetreiber (Arge Ost) und der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz haben Lösungsansätze für verbesserte Systemdienstleistungen entwickelt. Ziel ist die bessere Netzintegration von dezentralen, erneuerbaren Energien. Dazu hatten die Netzbetreiber bereits 2014 ein 10-Punkte-Programm vorgestellt (energate berichtete). Ein jetzt vorgelegter Zwischenbericht sieht vor allem eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern sowie Anlagenbetreibern vor. Dreh- und Angelpunkt dabei ist der Austausch von Informationen, etwa zu Erzeugungsdaten. Die Systemdienstleistungen Frequenz- und Spannungshaltung, Betriebsführung sowie Versorgungswiederaufbau sollen dadurch einfacher durchgeführt werden können
Aktives Blindleistungsmanagement
Um die Spannungshaltung zu gewährleisten, haben die Beteiligten ein "aktives Blindleistungsmanagement" entwickelt und zum Teil auch schon umgesetzt. Dazu steuern die Verteilnetzbetreiber die Blindleistung von Erzeugungsanlagen, später sollen auch Verbrauchsanlagen dazu kommen.
Im Bereich der Frequenzhaltung arbeiten die Netzbetreiber derzeit noch an Lösungen. So stellt sich etwa das Problem, dass Verteilnetzbetreiber Anbieter von Regelenergie in Engpasssituationen vom Netz nehmen können. Als Konsequenz stünde dem Übertragungsnetzbetreiber die zugehörige Regelleistung zumindest zeitweise nicht zur Verfügung. Damit Anbieter von Regelenergie besser planen können, könnten die Verteilnetzbetreiber sie mit Hilfe eines Ampelsystems darüber informieren, ob die Durchleitung von Regelenergie voraussichtlich möglich ist oder nicht. Ist die Durchleitung nicht möglich, müssen sie auf andere Anlagen ausweichen.
Weitergabe von Kraftwerkseinsatzplanungsdaten
Auch beim Redispatch setzen die Netzbetreiber auf Informationsaustausch. Anlagenbetreiber von Kraftwerken müssen ihre Einsatzplanungen (KWEP-Daten) derzeit nur an den jeweiligen Übertragungsnetzbetreiber weitergeben, nicht aber an die Verteilnetzbetreiber, selbst wenn die Anlagen an deren Netze angeschlossen sind. Ziel sei es, dass 50 Hertz künftig diese Daten an die Verteilnetzbetreiber weitergibt, um ihnen eine verbesserte Betriebsführung sowie die Bewirtschaftung von Engpässen zu ermöglichen. Schon heute gebe es eine Vereinbarung mit drei der Verteilnetzbetreiber, sagte ein Sprecher von 50 Hertz. Diese sehe eine Datenweitergabe vor, wenn dies erstens für die Betriebsführung beim Verteilnetzbetreiber unverzichtbar sei und zweitens der Anlagenbetreiber seine Zustimmung gegeben habe. Für eine generelle Weitergabe müsse der Gesetzgeber in Form der Bundesnetzagentur neue Regularien schaffen.
VNB geben Solar-Daten weiter
Umgekehrt benötigt 50 Hertz als Übertragungsnetzbetreiber Messdaten zur Fotovoltaik-Einspeisung von den vorgelagerten Netzbetreibern, um seine Hochrechnungen zu verbessern und Fehler bei seinen Prognosen zu erkennen. Bereits seit Mitte 2016 erhält 50 Hertz diese Messdaten von den vorgelagerten Netzbetreibern. Damit kann das Unternehmen notwendige Eingriffe in den Netzbetrieb besser planen. /sd