Berlin (energate) - Die Verbände der Offshore-Windenergie bekräftigen ihre Forderung nach einer zusätzlichen, dritten Ausschreibung. Nach der zweiten Auktionsrunde im April noch nicht verteilte Netzanschlüsse sollten zeitnah genutzt werden, so ihr Appell. Union und SPD hatten in ihrem Sondierungspapier vom 8. Januar eine Sonderausschreibung für Onshore-Wind und Solar mit jeweils 4.000 MW Leistung sowie einen nicht näher quantifizierten Offshore-Beitrag in Aussicht gestellt. Die Politik will dem Vernehmen nach abwarten, wie viel Netzanschluss-Kapazitäten nach der Auktion tatsächlich noch frei sind.
3.276 MW Anschlussleistung verfügbar
Bis zu 1.400 MW Anschlussleistung könnten ungenutzt bleiben, wenn die Regierung nicht reagiert, sagte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie (Agow), Uwe Knickrehm. Derzeit sind noch maximal 3.276 MW verfügbar, der Gesetzgeber will aber nur 1.610 MW bezuschlagen. Dass die Konverter nicht ausgelastet sind, ist laut Knickrehm auf den Wechsel des Fördersystems zurückzuführen, infolge dessen auch die Netzplanungen angepasst wurden. Der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers, sagte, dass die derzeitigen Ausbau-Korridore angesichts der Klimaziele nicht zu halten seien. Er zeigte sich mit den Sondierungsergebnissen im Großen und Ganzen zufrieden, auch wenn das Abrücken vom Klimaschutzziel für das Jahr 2020 bedauerlich sei.
Null-Cent-Gebote
Die Offshore-Windbranche wirbt vor allem mit der günstigen Preisentwicklung. Auch in der nächsten Runde würden voraussichtlich wieder Marktprämien-Gebote von Null Cent abgegeben, so Knickrehm. Auch wenn die nicht zwingend die Regel werden müssten. Die Frage, wer bei vielen Null-Cent-Geboten nach welchen Kriterien den Zuschlag erhalten soll, habe die Branche noch nicht ausdiskutiert. Von weichen Kriterien wie bei den Offshore-Auktionen in den Niederlanden hält er aber nichts. Auch Local Content zum Vergabekriterium zu machen wie in Frankreich sei falsch und EU-rechtlich "absolut problematisch", so der Agow-Geschäftsführer. Stattdessen könne man mittelfristig über eine Preisuntergrenze wie im britischen Fördersystem diskutieren.
222 neue Anlagen im Vorjahr
Die Verbände präsentierten auch eine aktuelle Zubaustatistik. Demnach speisten im vergangenen Jahr 222 Anlagen mit 1.250 MW Gesamtleistung erstmals Strom ein, 55 Prozent mehr als 2016. Das Jahr 2017 war damit das zweitstärkste. Zum Jahreswechsel waren somit 1.169 Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 5.387 MW am Netz. Offshore-Windräder lieferten 2017 zusammen 18,3 Mrd. kWh Strom, ein Plus von fast 50 Prozent gegenüber 2016. Zwei Windparks mit einer Leistung von 780 MW seien im Bau, für fünf weitere mit rund 1.500 MW liege die finale Investitionsentscheidung vor. /sh