Berlin (energate) - Der Fernleitungsnetzbetreiber GRT Gaz Deutschland hat eine digitale Anwendung für den Gassektor entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Werkzeug zur Aggregation und Auswertung von Infrastruktur- und Handelsdaten. "AppyGas" wird offiziell auf der Branchenmesse "E-world" in Essen vorgestellt. Auf einer Oberfläche sind alle verfügbaren Daten für Fernleitungsnetze, Speicher und LNG-Terminals versammelt. Diese Daten sind bisher nur in sehr unterschiedlichen Quellen verfügbar. Sie müssen daher mühselig zusammengesucht und aufbereitet werden, so die Einschätzung der beiden Projektverantwortlichen Maryline Ehlermann (Marketing & Sales) und Corentine Piette (Product Owner). "Neben der Zusammenfassung der Daten war uns vor allem eine intelligente Visualisierung wichtig, die einerseits eine Übersicht ermöglicht, aber auch Detailansichten über verschiedene Ebenen", charakterisierte Ehlermann den Ansatz.
"Appygas" soll alle EU-Gasmärkte abbilden
Das System soll irgendwann alle EU-Gasmärkte abbilden, zum Start werden Daten für sieben Marktgebiete verfügbar sein, darunter das deutsche Marktgebiet Netconnect Germany. Gaspool soll in Kürze folgen. Die Daten werden in Echtzeit aktualisiert. "Appygas" hat drei Anwendungsebenen: Auf einer Flusskarte lassen sich die aktuellen Gasflüsse und Auslastungen der verschiedenen Systeme auf verschiedenen Menüebenen verfolgen. Ein Rechner ermöglicht die Berechnung von Entgelten für den Transport zwischen zwei Marktgebieten. Er zeigt außerdem den Spread bei den Handelspreisen zwischen diesen Marktgebieten an, der auf der jeweils aktuellen Pegas-Börsennotierung beruht.
"Appygas" erinnert den Nutzer auch, wann die nächste Kapazitätsauktion auf der Plattform Prisma stattfindet, bei der Kapazität zur Nutzung des Spreads ersteigert werden kann, wenn sich das Geschäft lohnt. Auf der dritten Ebene werden alle bekannten zukünftigen Instandhaltungsmaßnahmen in den Fernleitungsnetzen und ihre Auswirkung auf die Verfügbarkeit von Kapazität angezeigt. 19 verschiedene Datenquellen werden von "Appygas" ausgewertet. Nach Möglichkeit nutzt die Anwendung für alle Daten jeweils verschiedene Quellen, auch um ein Back-up zu haben, wenn eine Datenquelle einmal ausfällt. Das System soll 375 Euro im Monat kosten und ist für den Rechner und das Smartphone verfügbar.
Noch viele Erweiterungsmöglichkeiten
Für GRT Gaz Deutschland ist "Appygas" der Einstieg in ein nicht reguliertes Geschäftsfeld. Viele Fernleitungsnetzbetreiber verfolgen neben dem regulierten Transportgeschäft solche Ansätze. GRT Gaz ist wohl der erste Ferngasnetzbetreiber, der eine solche digitale Kundenlösung entwickelt. Vier Monate wurde an dem Projekt intensiv gearbeitet, die Arbeiten wurden extra aus den Büroräumen des Unternehmens in einen der vielen Berliner Co-Working-Plätze verlegt, um das richtige Umfeld zu schaffen. Ob und in welcher Form dieses nicht regulierte Geschäft ausgebaut wird, lässt das Unternehmen offen. GRT Gaz will zunächst abwarten, welchen Erfolg dieses erste Projekt hat. Klar ist für Geschäftsführer Nicolas Delaporte: "Appygas bietet noch viele Erweiterungsmöglichkeiten." /hl