Essen (energate) - Der Betreiber Statkraft Markets sieht den Weiterbetrieb seines niedersächsischen Pumpspeicherkraftwerks Erzhausen gefährdet. Grund ist die bevorstehende Verlagerung des Netzanschlusspunktes, die durch den Bau der neuen Drehstromleitung Wahle-Mecklar erforderlich wird. Da die bestehende Anschlussleitung nach Inbetriebnahme der neuen Trasse zurückgebaut werden soll, müsste Statkraft eine Leitung zum Anschluss errichten. Die Kosten dafür bezifferte Pieter Schipper, bei Statkraft für das Deutschland-Geschäft verantwortlich, am Rande der Branchenmesse "E-world 2018" in Essen auf 20 bis 25 Mio. Euro. "Wenn wir diesen Betrag alleine stemmen müssen, steht der Weiterbetrieb des Pumpspeichers in Frage", betonte er. Noch sei man dazu aber in Gesprächen mit dem zuständigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet.
Gutes Geschäftsjahr 2017
Im Rahmen des Pressegesprächs hatte Statkraft aber auch positive Nachrichten zu verkünden. So hat das Unternehmen seinen Bruttoumsatz im vergangenen Jahr nach vorläufigen Zahlen deutlich auf 18 Mrd. Euro ausgebaut (2016: 13,2 Mrd. Euro). Ursächlich war unter anderem der Verkauf von mehreren Beteiligungen an Offshore-Windprojekten in Großbritannien. Darüber hinaus wuchs das Handelsvolumen auf inzwischen 218 Mrd. kWh (2016: 204 Mrd. kWh) an. Auch das Endkundengeschäft sowie steigende Erlöse durch die Venture-Capital-Aktivitäten von Statkraft trugen zum Umsatzwachstum bei, betonte Statkraft-Markets-Geschäftsführer Torsten Amelung. Die endgültigen Zahlen für 2017 legt das Unternehmen am 15. Februar vor.
Weiteres Wachstumsfeld bleibt das Geschäft mit der Direktvermarktung. In Deutschland ist Statkraft mit einem Portfolio von knapp 10.000 MW weiterhin Marktführer. Waren die Konkurrenten in dem Segment früher eher Start-ups, rücken inzwischen etablierte Energieunternehmen an Statkraft heran. "Die Energieversorger holen sich das Geschäft zurück", sagte Amelung. So gehören MVV Energie und Eon mittlerweile zu den größten Konkurrenten. Statkraft wachse in dem Markt aber weiter mit rund 100 MW pro Monat. Zudem baut das Unternehmen seine Aktivitäten außerhalb Deutschlands aus. Das Gesamtportfolio in der Direktvermarktung beläuft sich aktuell auf fast 15.800 MW. Neben Deutschland sind Großbritannien und Skandinavien die Hauptmärkte. Aber auch Frankreich, Belgien und Polen gewinnen an Bedeutung. Als neuen Markt hat Statkraft zudem Spanien ins Visier genommen.
Kleinteilige Märkte als Wachstumsfeld
Etablieren will sich das Unternehmen außerdem in der regionalen Vermarktung von Strom. So ist Statkraft am Forschungsprojekt "Enerchain" beteiligt, in dem mehrere Unternehmen den Stromhandel mit Hilfe der Blockchain-Technologie erproben. Gemeinsam mit der Lichtblick-Ausgründung Enyway arbeitet Statkraft auch an einem Online-Marktplatz für den Peer-to-peer-Handel von Strom. Im vergangenen Herbst stieg das Unternehmen zudem beim norddeutschen Energieversorger Enqu ein (energate berichtete). Über diesen will Statkraft laut Firmenchef Amelung seine Aktivitäten in kleinteiligen Marktsegmenten wie dem Energiemanagement, der Elektromobilität und dem Angebot von Batteriespeichern schrittweise ausbauen. /cs