Essen (energate) - Quartierslösungen mit gasbetriebener Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) können einen wichtigen Beitrag für eine günstige und klimaschonende Wärmeversorgung leisten. Das betonte die Brancheninitiative Zukunft Erdgas im Rahmen der "E-world 2018" in Essen. Dort stellte die Initiative eine Studie der Nymoen Strategieberatung vor. Ihr Ergebnis: Sowohl im Neubau als auch im Bestand zeigen die Modellrechnungen, dass gasbasierte KWK-Anlagen die kostengünstigsten und saubersten Lösungen bereitstellen.
"Wir haben uns zunächst angeschaut, was steckt drin in der Nahwärme", erläuterte Havard Nymoen, Geschäftsführer der Nymoen Strategieberatung, den Ansatz der Studie "Branchenkompass Nahwärme". Demnach kommen zu 85 Prozent konventionelle Wärmeenergien zum Einsatz. 15 Prozent nutzen die Kraft-Wärme-Kopplung (47 % Erdgas, 53 % Biomethan und Holz). Bei der bereitgestellten Wärme liegt der Anteil der KWK mit 40 Prozent deutlich höher. Die konventionellen Energien kommen hier auf 60 Prozent. Die Berechnungen der Strategieberatung zeigen, dass die CO2-Emissionen mit Gas-KWK in verschiedene Heizungsoptionen unter denen vergleichbarer Lösungen bleiben. So liegt der Ausstoß der Gas-KWK mit einem Anteil von 30 Prozent Biomethan zum Beispiel in einem Bestandsquartier bei 184 Tonnen im Jahr. Die Nahwärmeversorgung mit Elektrowärmepumpen und Fotovoltaik kommt dagegen auf Emissionen von 282 Tonnen. Auch beim Preis bleibt die Gasvariante mit 10,8 Cent/kWh deutlich unter der Stromalternative mit 12,9 Cent/kWh. Damit erweise sich Gas als eine bezahlbare und sozialverträgliche Option zum Klimaschutz, so das Fazit der Untersuchung.
Bürokratische Hürden für KWK
In der Praxis scheitere die Verbreitung der KWK-Technologie aber vielfach an den bürokratischen Hürden, wie Hagen Fuhl vom Gerätehersteller Senertec und Vizepräsident des Verbandes BKWK verdeutlichte. Der Normalverbraucher sei mit dem administrativen Aufwand schlicht überfordert. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, pflichtete dem bei: "Es gibt erhebliche Fördermittel, die nicht abgerufen werden." Der Zugang zur KWK müsse deutlich vereinfacht werden.
Mit Blick auf den aktuellen Koalitionsvertrag von Union und SPD sah Kehler zumindest für den Gebäudebereich positive Ansätze. Der hier gewählte Ansatz der Technologieoffenheit, der den CO2-Ausstoß als Maßstab nimmt, hätte auch als roter Faden die Themenfelder Verkehr, Energie und Umwelt verbinden müssen. Mit der im Energiekapitel angelegten Elektrifizierung aller Sektoren werde der Klimaschutz weiter auf der Stelle treten. "Alles was wir heute an CO2-Zielen verfehlen, müssen wir mit doppelten Anstrengungen wieder reinholen", so Kehler mit Blick auf die 2030-Ziele, die im Koalitionsvertrag bekräftigt wurden. Mit dem Koalitionsvertrag als Kompass prophezeite er eine energie- und klimapolitische Irrfahrt. /tc