Berlin (energate) - Die taiwanesische Regierung wird im Frühjahr die ersten Offshore-Windparks mit 5.500 MW Gesamtleistung vergeben und lockt mit hohen Vergütungen. In den Startlöchern stehen neben dem dänischen Marktführer Örsted unter anderem die deutschen Firmen EnBW und WPD. Der chinesische Inselstaat liberalisiert den Strommarkt, privatisiert seinen öffentlichen Energieversorger und Netzbetreiber Taipower und will zudem bis 2025 aus der Kernenergie aussteigen. Die deckt mit 36 Mrd. kWh Jahresproduktion 14 Prozent des Strombedarfs. 2015 wies die Regierung 36 Eignungsgebiete für Offshore-Wind aus, die mittlerweile allesamt an Projektentwickler vergeben und genehmigt sind. Auf diesen Flächen ließen sich nach Branchenangaben Anlagen mit rund 10.000 MW Gesamtleistung realisieren.
Einspeisetarif von 16 Cent
Im April will Taiwan die Netzanschlusszusagen für die ersten Projekte mit zusammen 3.000 MW erteilen. Sie erhalten einen fixen, im internationalen Vergleich höchst attraktiven Einspeisetarif von 16 Cent/kWh über einen Zeitraum von 20 Jahren. Ausschlaggebend bei der Vergabe sind die qualitativen Kriterien der technischen Leistungsfähigkeit des Kraftwerks (60 Prozent) und der Finanzkraft der Bieter (40 Prozent). Grundsätzlich muss jeder Bieter einen hohen Anteil einheimischer Wertschöpfung ("local content") vorweisen. Das überzeugendste Angebot erhält einen Zuschlag für bis zu 1.200 MW, der zweite 900 MW, der Dritte 600 MW und so weiter. Wer leer ausgeht, kann auf die zweite Runde hoffen. In der werden im Juni weitere 2.500 MW für die Zeit nach 2025 ausgeschrieben, wobei dann auch der Preis eine wichtige Rolle spielen soll.
EnBW erstmals außerhalb Europas
Gute Chancen rechnet sich etwa der dänische Marktführer Örsted (ehemals Dong Energy) aus. Der Konzern teilte mit, für vier Projekte mit insgesamt 2.400 MW soeben die Genehmigung erhalten zu haben und damit in das Vergabeverfahren zu gehen. Die günstigen Rahmenbedingungen in Taiwan reizen auch den deutschen Energieversorger EnBW. Die Karlsruher wagen sich erstmals an die Offshore-Windenergie außerhalb Europas und kauften sich mit 37,5 Prozent in drei taiwanesische Projekte mit zusammen 2.000 MW ein. Die beiden Konsortialpartner, der Finanzinvestor Macquarie und der einheimische Projektentwickler Swancor, steigern die Erfolgsaussichten durch ihre finanzielle Stärke beziehungsweise lokale Präsenz.
WPD mit "exzellenter Ausgangslage"
Mit im Rennen ist auch der Bremer Projektentwickler WPD, der schon bei den Offshore-Auktionen in den USA mitbot, letztlich erfolglos. WPD beteiligt sich in Taiwan mit zwei Projekten mit insgesamt rund 1.000 MW Leistung. Eines davon sei gar als erstes überhaupt genehmigt worden und somit nach Ansicht des Unternehmens in einer "exzellenten Ausgangslage". Die Bremer suchen noch Finanzpartner und haben dafür die japanische Bank SMBC als Berater gewonnen. Führende Zulieferer der Offshore-Windindustrie wie Siemens oder Bladt bringen sich ebenfalls in Stellung und kündigten zuletzt an, mit lokalen Partnern Produktionsstätten in Taiwan aufzubauen. /sh