Hamburg (energate) - Der Hamburger Strom- und Gasanbieter Enversum ist insolvent. Das Amtsgericht Hamburg hat das Insolvenzverfahren eröffnet und den Anwalt Dietmar Penzlin der Kanzlei Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Penzlin war unter anderem auch bei Prokon als Insolvenzverwalter tätig. Enversum war in den Sektoren Industrie- und Gewerbekunden tätig.
Nach Angaben von Marktteilnehmern hatten sich die Schwierigkeiten schon im Herbst des vergangenen Jahres angekündigt. Damals hatte Enversum alle Stromkunden angeschrieben und sie aufgefordert, entweder einer vorzeitigen Auflösung der Verträge oder einer Preiserhöhung um einen Cent/kWh zuzustimmen. Sollten nicht 80 Prozent der Kunden zustimmen, sei die Fortführung des Unternehmens gefährdet, hieß es weiter. Enversum hatte den Kundenschreiben das Testat eines Wirtschaftsprüfers beigefügt, das den Sachverhalt bestätigte. Nach energate-Informationen hatte Enversum Strom zu sehr günstigen Konditionen verkauft und dabei auf weiter fallende Preise gesetzt. Es kam dann aber anders.
Netzbetreiber haben Verträge gekündigt
Parallel dazu wurde während des Winters an einer Restrukturierung und der Suche nach Minderheitsgesellschaftern gearbeitet. Warum jetzt dann doch Insolvenz beantragt wurde, ist nicht bekannt. Das Gasgeschäft soll auskömmlich gewesen sein. Wie viele Kunden beliefert werden und welche Mengen Strom und Gas Enversum noch liefert, ist ebenfalls unbekannt. Verteilnetzbetreiber haben die Verträge für die Nutzung der Strom- und Gasnetze mit Enversum gekündigt, die Kunden werden erst einmal im Rahmen der Grundversorgung beliefert.
Enversum wurde 2006 gegründet. Hauptgesellschafter war damals Conergy. Das Solarunternehmen, das 2013 selbst insolvent wurde, hatte 2008 seine Anteile an die beiden Gründungsgeschäftsführer Edgar Bihler und Erich Ogilvie verkauft. Ogilvie ist derzeit Alleingeschäftsführer und nach wie vor an dem Unternehmen beteiligt. Auch die restlichen Anteile sind im Privatbesitz. In den nächsten Tagen soll über die Fortführung des Unternehmens entschieden werden. Betroffen sind bei Enversum 20 Mitarbeiter. /hl