Kassel (energate) - Am Standort des Gashändlers Wingas in Kassel gehen womöglich 130 bis 200 Stellen verloren. Dies berichtet die Zeitung "Hessische Niedersächsische Allgemeine", ohne Quellen zu nennen. Angeblich sollen die Stellen nach Berlin, dem Sitz der Muttergesellschaft Gazprom Germania, verlagert werden. In Kassel sollen nur noch die Vertriebseinheiten ihren Sitz haben. Derzeit arbeiten dort rund 400 Mitarbeiter für Wingas.
Bei Wingas herrscht Unruhe seit Eigentümer Gazprom im Februar die Geschäftsführung komplett ausgetauscht hat (
energate berichtete). Schon damals hatte die neue Geschäftsführung einen Stellenabbau angekündigt. Bisher wurden der Belegschaft dazu nach energate-Informationen aber keine Einzelheiten mitgeteilt. Seit Februar sollen rund 30 Mitarbeiter das Unternehmen freiwillig verlassen haben, darunter Kommunikationschef Nicholas Neu, Politikchef Helge Fischer und einer der Geschäftsführer von Wingas Sales, Alexander Lück. Viele Mitarbeiter klagen über das interne Kommunikationsverhalten von Gazprom: "Die Stimmung ist nicht gut", hört man aus dem Umfeld des Unternehmens.
Nach Berlin und London nun auch Kassel
Verschiedene Quellen aus dem Umfeld des Gazprom-Konzerns erwarten eine deutliche Reduzierung der Belegschaft in Kassel: "In Berlin bei Gazprom Germania und in London bei Gazprom Marketing & Trading wurden in den vergangenen beiden Jahren Mitarbeiter in einer erheblichen Größenordnung abgebaut. Davon blieb Kassel verschont, dies ändert sich jetzt", war zu hören. Gazproms interne Planungen sehen offenbar noch für Mai entsprechende Entscheidungen vor. Mitarbeiter in Kassel rechnen für die kommende Woche mit einer Betriebsversammlung, bei der Einzelheiten zum Stellenabbau verkündet werden sollen. Unklar ist, ob ihnen dann wirklich ein Umzug nach Berlin angeboten wird.
Zukunft der Standorte ungewiss
Gazprom arbeitet seit Februar an einer neuen europäischen Holding mit dem Namen Gazprom Germania Holding (
energate berichtete). Es wird erwartet, dass diese Holding ihren Sitz in St. Petersburg haben wird. Wie dann die Aufgabenverteilung zwischen den Standorten sein wird, ist ungewiss. Es gibt allerdings Gerüchte, wonach der Standort London gefährdet ist. Der Brexit und die schlechten englisch-russischen Beziehungen seien dafür verantwortlich. In London sind die europäischen Handelsaktivitäten von Gazprom konzentriert, dort sind noch rund 800 Mitarbeiter beschäftigt. Händler und andere handelsnahe Spezialisten für einen Umzug nach Berlin oder gar nach St. Petersburg zu begeistern, gilt aber als schwierig. Den Gashandel will Gazprom allerdings ebenso wenig aufgeben wie das Vertriebsgeschäft. /hl