Kolling: "BMW wird bis 2019 mindestens eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße haben." (Foto: BMW Group)
München (energate) - Der Autobauer BMW positioniert sich mit dem Hochlauf der Elektromobilität zunehmend im Feld der Energiedienstleistungen. Dazu poolt und vernetzt das Unternehmen Speicher sowie Verbraucher und stattet seine Werke mit eigenen Erzeugungsanlagen aus. Mit Joachim Kolling, Head of BMW Energy Services, sprach energate über die Pläne.
energate: Herr Kolling, welche neuen Geschäftsmodelle für den Energiebereich plant BMW?
Kolling: Bei der BMW Group sind wir fest davon überzeugt, dass die Zukunft der Mobilität elektrisch ist. Elektromobilität denken wir ganzheitlich, über das Fahrzeug hinaus und auch über Branchen hinweg. Unseren Kunden bieten wir neben unseren Premium-Elektrofahrzeugen auch intelligente Services rund um das Laden, etwa für die Nutzung von eigenerzeugter Energie oder für tarifoptimiertes Laden. Doch dies ist erst der Anfang. Auf der Grundlage energiewirtschaftlicher Geschäftsmodelle entwickeln wir unsere Services stetig weiter, um unseren Kunden komfortables und günstiges Laden mit Grünstrom zu ermöglichen. Die Basis dafür ist unser "BMW Power Pool", den wir aktuell schon mit Energieanlagen in unseren Werken aufbauen. Der Pool vernetzt Stromerzeuger, -verbraucher und -speicher intelligent miteinander und macht diese hochflexibel steuerbar. Diese Flexibilität können wir dem öffentlichen Stromnetz beispielsweise als Regelenergie zur Verfügung stellen und so zur Netzstabilisierung beitragen.
energate: Welche Pläne verfolgt BMW bei der weiteren Nutzung von Batterien?
Kolling: Wir haben Ende 2017 unsere erste Batteriefarm in Betrieb genommen. Die BMW Speicherfarm in Leipzig kombiniert bis zu 700 BMW-Hochvoltspeicher zu einem Großspeicher mit einer Kapazität von 15.000 kWh. Eine der Besonderheiten: der Großteil dieser Speicher stammt aus "BMW i3", die das Ende ihres Fahrzeuglebens erreicht haben, derzeit etwa Prototypen-Fahrzeuge. Für die Batterien beginnt hier aber nun deren "2nd Life". Die Speicherfarm ist natürlich ebenfalls Teil unseres BMW-Power-Pool und dient so als Flexibilitätsreserve für das öffentliche Netz. So tragen wir dazu bei, dass erneuerbare Energien optimal integriert werden können - und das ohne lokalen Netzausbau, was hilft, den Strompreis niedrig zu halten.
energate: Wie schätzt BMW das Potenzial ein, das sich mit der Sektorkopplung ergibt?
Kolling: Dadurch ergeben sich für uns Chancen für innovative Geschäftsmodelle und attraktive Angebote für unsere Kunden. In Bezug auf unseren BMW-Power-Pool: selbstverständlich werden auch Elektro-Fahrzeuge Teil dieses flexiblen Netzwerks sein. Die BMW Group wird bis 2019 mindestens eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße haben. Schon heute ist das sogenannte gesteuerte Laden mit unseren Fahrzeugen im Einsatz - zum Beispiel im Pilotprojekt "BMW i Charge Forward" in Kalifornien. Ladevorgänge werden hier intelligent getaktet, so dass das Stomnetz stabil gehalten und vorhandene Energie aus Erneuerbaren optimal genutzt wird - das alles natürlich ganz ohne Komfort-Einbußen für unsere Kunden. Und in nicht allzu ferner Zukunft werden unsere Elektro-Fahrzeuge rückspeisefähig sein, können Strom also nicht nur laden, sondern bei Bedarf auch wieder abgeben. Damit haben wir eine weitere Möglichkeit, unsere Autos im BMW-Power-Pool zu nutzen.
Die Fragen stellte Daniel Zugehör, energate-Redaktion Berlin.
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