Berlin (energate) - Die Bundesregierung will technische Innovationen und die dafür nötigen regulatorischen Instrumente im Rahmen von "Reallaboren" testen. Diese räumlich und zeitlich abgegrenzten Pilotprojekte nach dem Vorbild von "Sinteg" werden auch Schwerpunkt des nächsten Energieforschungsprogramms sein. Gutachter haben im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium in einer ersten Bestandsaufnahme 42 Projekte identifiziert, die die Definition von Reallaboren in unterschiedlichem Maße erfüllen, etliche davon aus dem Energiebereich.
Das erste Reallabor im Energiebereich war das Förderprogramm "Schaufenster intelligente Energie - Digitale Agenda für die Energiewende" (Sinteg). Die fünf Sinteg-Projekte zur intelligenten Steuerung des Stromnetzes und zur Sektorkopplung erhalten bis 2022 zusammen mehr als 200 Mio. Euro Förderung und sind in dem Zeitraum außerdem von der EEG-Umlage und den Netzentgelten befreit. Laut Koalitionsvertrag sollen die Reallabore "als weitere Säule der Energieforschung" ausgebaut werden. Dafür könnten erneut bis zu 200 Mio. Euro aus dem etwa 500 Mio. Euro schweren Energieforschungsprogramm zur Verfügung stehen, das die Regierung im Herbst beschließen will (energate berichtete).
Vorläufige Liste mit 42 Projekten
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Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellen der Ingenieurverband VDI und die Kanzlei Bird & Bird derzeit ein Forschungsgutachten. Darin listeten sie bereits 42 Projekte aus unterschiedlichen Bereichen wie Mobilität, Logistik, Energie oder Gesundheit auf, die die Anforderungskriterien mehr oder weniger erfüllen. Dazu gehören neben den Sinteg-Projekten das "NETZlabor Baden-Württemberg", "Stromdao", "Motionwerk", "Blockchain-basierter Energiehandel im Microgrid Wildpoldsried" und das "Landau Microgrid Project" (LAMP), geht aus einem Schreiben des Bundeswirtschaftsministeriums an die Fraktion der Linken im Bundestag von Mitte August hervor. Auch das Projekt von Tennet, Sonnen und IBM zum blockchainbasierten Energiehandel und Speicherung, die "AmpaCity" von Innogy und das Programm "Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt" sind auf der Liste. Aus diesen würden nun Projekte ausgewählt und dann in umfassenden Fallstudien vertieft analysiert. Darauf aufbauend sollen Leitfäden und Checklisten erstellt werden. Das Forschungsgutachten werde voraussichtlich im Oktober 2018 abgeschlossen.
Bestandsaufnahme noch nicht abgeschlossen
Die Bestandsaufnahme zeige, dass in Deutschland bisher wenige Projekte existieren, die der Definition eines Reallabors weitgehend entsprechen, so das Ministerium. Das Programm "Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt" gehöre zu denjenigen, die die Kriterien zum großen Teil nicht erfüllen und keine Reallabore gemäß der Definition seien. Gleichzeitig sei die Liste noch nicht abgeschlossen, die Bestandsaufnahme durch die Gutachter laufe weiter. Die Willensbildung innerhalb der Bundesregierung, welche Fallstudien abschließend bearbeitet werden sollen, sei noch nicht abgeschlossen, so das Ministerium. Da es sich um ein laufendes Forschungsgutachten handelt, könnten sich jederzeit noch Verschiebungen der inhaltlichen Schwerpunkte und Fallstudien ergeben. Wobei sich das Ministerium offen lässt, die endgültige Liste zu veröffentlichen. Die Arbeit an einzelnen Fallstudien hätten bereits begonnen. /sh