Essen (energate) - Zum 1. Oktober gehen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen drei Braunkohlekraftwerke vom Netz. Die beiden Blöcke E und F des RWE-Kraftwerks Niederaußem sowie Block E des Kraftwerks Jänschwalde von Leag werden vorläufig stillgelegt und wechseln in die Sicherheitsreserve. Damit dürfen die Kraftwerke nicht mehr am regulären Energiemarkt teilnehmen, müssen aber vier Jahre lang in Bereitschaft gehalten werden. Die endgültige Stilllegung erfolgt im Jahr 2022. Mit dem Schritt verabschieden sich zum Winterhalbjahr 2018/19 insgesamt 1.100 MW aus dem Markt.
1.100 MW Leistung betroffen
Am rheinischen Standort Niederaußem erfolgt die Überführung am 30. September um 12 Uhr, kündigte RWE an. Seit Anfang der siebziger Jahre erzeugten die beiden 300-MW-Blöcke dort Strom. RWE bezeichnet den Übergang in die Reserve als einen denkwürdigen Tag für das Unternehmen, den Klimaschutz und den Strukturwandel im Rheinischen Revier. Das endgültige Aus für Braunkohle in Niederaußem bedeutet der Übergang allerdings nicht. RWE betreibt dort noch weitere Blöcke, insbesondere den mit 1.000 MW stärksten Block "BoA".
Im brandenburgischen Jänschwalde ist das Braunkohlekraftwerk der Leag mit 3.000 MW das drittgrößte Kraftwerke Deutschlands. Seit 1981 wird dort Strom erzeugt. Der nun in die Bereitschaft wechselnde Block E hat eine Leistung von 500 MW. In einem Jahr folgt ihm der gleichstarke Block F. Aber auch hier ist das Ende der Braunkohleverstromung damit noch nicht erreicht. Zudem verfolgt Leag in Jänschwalde den Ansatz, das Kraftwerk mit Großspeichern zu kombinieren (energate berichtete).
Nächstes Jahr folgen Jänschwalde und Neurath
Der Übergang in die auch "Braunkohlereserve" genannte Sicherheitsreserve wurde im Jahr 2015 vereinbart. Er ist im Paragraph 13g des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) festgeschrieben. Danach gehen seit 2016 jeweils zum 1. Oktober Braunkohlekraftwerke in die Sicherheitsreserve, insgesamt sind es acht mit einer Gesamtleistung von 2.700 MW. Bislang wurden das Mibrag-Kraftwerk Buschhaus und zwei Blöcke des RWE-Kraftwerks Frimmersdorf vorläufig stillgelegt. Neben dem zweiten Block in Jänschwalde folgt zum 1. Oktober 2019 noch ein Block des RWE-Kraftwerks Neurath.
In der Zeit in der Reserve müssen die Kraftwerke so ausgestattet sein, dass sie in zehn Tagen nach Anforderung betriebsbereit sind. Dazu erhalten die Betreiber Zahlungen von den Übertragungsnetzbetreibern, die das Geld wiederum auf die Netzentgelte umlegen. Abgerufen wurde Leistung aus der Sicherheitsreserve bislang noch nicht, was in der Vergangenheit Kritik der Grünen hervorrief (energate berichtete). /as