Münster (energate) - Der Energiesparshop-Anbieter Grünspar mit weit über hundert Stadtwerkekunden stellt seinen Betrieb ein. Die Tochtergesellschaft des Regionalversorgers EWE soll aufgelöst werden, wie das Unternehmen auf energate-Nachfrage bestätigte. Im Fall von Grünspar habe sich gezeigt, dass das Geschäftsmodell nicht den angestrebten Erfolg bieten konnte, sagte Guido Kühling, Leiter Konzernentwicklung der EWE. "Obwohl das Team von Grünspar gute Arbeit geleistet hatte und auch wiederholt Anpassungen am Geschäftsmodell vornahm, ist eine Fortführung des Betriebs aus unserer Sicht nicht wirtschaftlich vertretbar“, so Kühling weiter. Wie tief Grünspar in den roten Zahlen steckt, wollte die EWE nicht konkretisieren. Für die 55 Mitarbeiter seien betriebsbedingte Kündigungen "leider unvermeidlich", fügte Kühling an.
In Spitzenzeiten kooperierten über 130 Energieversorger mit dem in Münster ansässigen Unternehmen, um einen Energiesparshop auf ihren Internetseiten zu integrieren. Ob die Shops in dieser oder anderer Form fortgeführt werden können, sei noch offen. Bestehende Verträge will EWE einhalten, es stehe genügend Kapital zur Verfügung, um eine "geordnete Auflösung" hinzubekommen, betonte ein Sprecher. Zum Unternehmensstart im Jahr 2010 gab es bei Grünspar noch eine übersichtliche Anzahl von Effizienzprodukten, inzwischen ist das Sortiment riesig: Darunter finden sich "Klassiker" wie Energiesparlampen oder Thermostate, ausgefallenere Geräte wie ein mit Wasser betriebener Wecker, aber auch teurere Produkte aus dem Smart-Home-Bereich oder E-Pedelecs. Der Vertrieb an Haushaltskunden war nur der erste Schritt, gezielt suchte das Unternehmen später den Umweg über Energieversorger im Rahmen von White-Label-Lösungen.
Im Jahr 2014 musste sich das Unternehmen auf die Suche nach einem strategischen Partner machen, um die niedrigen Traffic-Raten zu erhöhen. Mit ihm wollte das Unternehmen unter anderem herausfinden, warum sich der Umsatz im Energieshop von Stadtwerk zu Stadtwerk doch erheblich unterscheidet (energate berichtete). Im Oktober 2015 fiel dann die Entscheidung auf die Oldenburger EWE, die 90 Prozent der Anteile für einen nicht bekannt gegebenen Kaufpreis übernahm. Laut Lokalpresse soll es sich um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gehandelt haben. Die restlichen zehn Prozent von Grünspar verblieben beim Gründer Sebastian Kotzwander, einer der Geschäftsführer.
Weiterentwicklung Richtung Dienstleistungen
Gemeinsam mit EWE entwickelte sich das Münsteraner Unternehmen noch weiter vom Endkundengeschäft in Richtung B2B-Dienstleister. Unter dem Namen "Bestellstrecken-Konfigurator" wollte Grünspar Stadtwerke im Vertrieb von Bündelkunden unterstützen. Dabei bekommt der Endkunde im Rahmen von "Google Shopping" angezeigt, dass er beispielsweise das Heizungsthermostat oder ein Tablet umsonst oder mit Rabatt bekommt, wenn er einen Stromliefervertrag mit den Stadtwerken "XY" abschließt. Zweite Produktidee waren sogenannte Energiegutscheine für Geschäftskunden, damit Stadtwerke statt Preiserhöhungen auch mal "gute Nachrichten überbringen" können (energate berichtete). Beide neuen Ansätze brachten offenbar nicht genügend neuen Umsatz und Ergebnis. /mt