Berlin (energate) - Wegen der Sommerhitze mussten Ende Juli eine Reihe von Kohlekraftwerken vom Netz gehen. Das zeigt eine Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten Lisa Badum. Darin listet das Ministerium Kraftwerksabschaltungen und -drosselungen auf. Steinkohle- und Atomkraftwerke mussten ihre Leistung hauptsächlich herunterfahren, damit sich Flüsse, aus denen sie Kühlwasser entnehmen, nicht noch weiter aufzuheizen. Nach der Übersicht der Bundesregierung reduzierte Block A des Kohlekraftwerks Bergkamen in Nordrhein-Westfalen zwischen dem 24. und 27. Juli seine Leistung um 50 bis 250 MW. Vom 24. Juli bis 8. August drosselte das Kernkraftwerk Philippsburg 2 in Baden-Württemberg seine Einspeisung zwischen 100 MW und 400 MW.
Ab dem 30. Juli bis zum 1. August lieferte Block 9 des Kohlekraftwerks Walsum in Nordrhein-Westfalen außerdem 170 bis 180 MW weniger Strom. Ende der ersten Augustwoche kam es wieder zu spürbaren Leistungsreduzierungen. Das Rheinhafen-Dampfkraftwerk RDK8 speiste am Abend des 7. August 345 MW weniger ein. In dem ebenfalls in Baden-Württemberg gelegenen Großkraftwerk Mannheim wurde zeitweise der Block 8 mit 435 MW komplett abgestellt - vom Nachmittag des 3. August bis zum Vormittag des 6. August sowie in der Nacht vom 7. auf den 8. August.
Ministerium: Versorgungssicherheit war nicht gefährdet
Das Umweltministerium betont, dass die Leistungsreduzierungen einiger konventioneller Kraftwerke keinen Einfluss auf die Versorgungssicherheit gehabt habe: "Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass es aufgrund der diesjährigen Hitzewelle im Hinblick auf die Versorgungssicherheit aus Netz- und Leistungsbilanzsicht zu keinem Zeitpunkt Anlass zu Besorgnis gab."
Die klimapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Badum, verweist vor allem auf die sich in Zukunft noch verschärfenden Auswirkungen des Klimawandels: "Die Abschaltung mehrerer Steinkohle- und Atomkraftwerke infolge von Dürre und Hitze im Sommer 2018 zeigt: Die für die Versorgungssicherheit angeblich so wichtigen Kohle- und Atomkraftwerke taugen nichts. Sie werden mit fortschreitender Klimakrise zunehmend unzuverlässig." Badums Schlussfolgerung: "Da hilft nur: Kohle- und Atomausstieg und Umstieg auf Erneuerbare jetzt."
Prognose-Szenarien berücksichtigen Hitzewellen
Die Bundesregierung macht deutlich, dass das Szenario einer langandauernden Hitzewelle zumindest in die Prognosen der Übertragungsnetzbetreiber zur Netzstabilität einfließt. "So sieht auch die im Summer Outlook 2018 von Entso-E enthaltene Einschätzung der Übertragungsnetzbetreiber für längere und heiße Perioden trotz der Leistungseinschränkung von Kraftwerken aufgrund reduzierter Kühlwasserverfügbarkeit oder Transportproblemen von Brennstoffen wegen niedriger Wasserstände keine kritischen Phasen für die Versorgungssicherheit", schreibt das Umweltministerium. Auch in den Mid-term Adequacy Forecasts von Entso-E würden die Einflüsse des Wetters einschließlich Extremwettersituationen auf die Stromversorgungssysteme berücksichtigt. /mb