Die vorhandene Gasinfrastruktur wird den Ansprüchen der kommenden Jahrzehnte genügen. (Foto: VKU/Regentaucher)
Köln (energate) - Zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele in Deutschland führt kein Weg an gasförmigen Molekülen vorbei. Gas, das im Laufe der Zeit zunehmend "grüner" werden soll, sei in sämtlichen Szenarien zur CO2-Reduktion unverzichtbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Ewi Energy Research & Scenarios (Ewi ER&S) und der The Gas Value Chain Company GmbH. Sie vergleicht ein Szenario mit der Bezeichnung "Elektronen" - bei dem ein höherer Grad der Elektrifizierung und ein geringerer Einsatz von Gas vorausgesetzt werden - mit einem Szenario namens "Moleküle". In diesem Fall setzen die Autoren einen höheren direkten Gasverbrauch voraus.
Gasbasiertes Szenario ist kostengünstiger
Die Analysten kommen zum Ergebnis, dass die Dekarbonisierungsziele kostengünstiger und ohne drastische Umbrüche erreicht werden, wenn man auf eine breite Nutzung von Gas setze. So können die gesetzten Ziele zur CO2-Reduktion um 65 bis 70 Prozent auch unter Beibehaltung der bisherigen Nutzung von Erdgas erreicht werden. Sollten die Reduktionsziele über 70 Prozent hinausgehen, müsse Gas grüner werden. Das heißt, es muss zunehmend aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden. In dem Moleküle-Szenario erreicht die Nachfrage nach grünem Gas im Jahr 2050 etwa 800 Mrd. kWh - mit dieser Menge ist eine CO2-Reduktion von 95 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 möglich.
Power-to-Gas im Mittelpunkt des Szenarios
Die derzeit wahrscheinlichste Methode für die sogenannte Begrünung des Gasmixes ist auch Sicht der Autoren synthetisches Methan aus der Power-to-Gas-Produktion. Deshalb sei es entscheidend, diese Technologie auf einen industriellen Maßstab hochzufahren. Lieber früher als später sollte dadurch eine Kostendegression erreicht werden. Gas und die bestehende Gasinfrastruktur würden künftig ausschlaggebend für die Gewährleistung der Sicherheit der Stromversorgung, heißt es in dem Papier. Denn Gas agiere als "permanenter Synchronisator" für die schwankende Wind- und Solarenergie und bediene den Spitzenleistungsbedarf bei sogenannten Dunkelflauten.
Während die Kapazität für die Stromerzeugung aus Gas von 30.000 MW im Jahr 2015 auf zwischen 57.000 MW und 107.000 MW bis zum Jahr 2050 ansteigen wird, werde der Spitzengasbedarf sowohl im Elektronen- als auch im Moleküle-Szenario zurückgehen. Nach gewissen Anpassungen und Verstärkungen werde die vorhandene Gasinfrastruktur für die Aufnahme und Transport der benötigten Gasmengen ausreichen. Die gasbasierten Dekarbonisierungsstrategien seien zudem deutlich kostengünstiger als die strombasierten, heißt es im Fazit der Experten. Das "Moleküle"-Szenario erreicht 80 Prozent CO2-Reduktion im Jahr 2050 bei einem Kostenaufwand von 1,2 Billionen Euro und wäre damit 600 Mrd. Euro günstiger als das strombasierte Szenario. Die Senkung der CO2-Emissionen um 95 Prozent würde im gasbasierten Szenario 2,2 Billionen Euro kosten und damit 500 Mrd. Euro weniger als im Strom-Szenario. /am
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