Brüssel (energate) - Der europäische Dachverband der Stromindustrie Eurelectric hält einen Ausstieg aus fossilen Kraftwerken bis 2045 für möglich. "Dekarbonisierung bedeutet Elektrifizierung", sagte Eurelectric-Generalsekretär Kristian Ruby bei der Präsentation einer neuen Studie in Brüssel. "Alle Mitglieder des Eurelectric-Verwaltungsrats stehen hinter der Studie", so Ruby weiter. Vattenfall-CEO und Eurelectric-Vizepräsident Magnus Hall sagte: "2045 kann alles dekarbonisiert sein." Die Stromproduzenten würden dann nur noch Öko- und Atomstrom produzieren. Dafür wolle die Stromindustrie 89 bis 111 Mrd. Euro jährlich investieren. Kohle werde dann nur noch zu 0,005 Prozent für Reservekraftwerke gebraucht.
Laut der Studie "Decarbonisation Pathways" würde sich die Stromnachfrage 2050 bei einer 95-prozentigen Entkarbonisierung der europäischen Wirtschaft gegenüber heute auf 6.000 TWh verdoppeln. Dafür sei eine direkte Elektrifizierungsrate von 60 Prozent nötig. Die beträgt heute 22 Prozent. Die restlichen 40 Prozent müssten von CCS (CO2-Abscheidung und Speicherung), CCU (CO2-Abscheidung und Verwendung) und Power-to-X kommen, erläuterte Eurelectric-Generalsekretär Ruby gegenüber energate. Sein Verband verfolge keine gemeinsame Entkarbonisierungsvision mit Eurogas, dem europäischen Verband der Gasindustrie, stellte er klar. "Wir erwarten nur eine Zusammenarbeit im Bereich der Verteilungsnetze". Im Februar hatten sich Eurelectric, Eurogas und die europäischen Verteilnetzverbände Cedec, Geode und Edso for Smart Grids zu einer stärkeren Zusammenarbeit bekannt - mit dem Ziel, die Sektorkopplung zu beschleunigen (energate berichtete).
Hall: "Wir sind eine wachsende Industrie"
Eurelectric hatte schon im April 2017 versprochen, ab 2020 keine neuen Kohlekraftwerke zu bauen (energate berichtete). Auch Gaskraftwerke würden dann nur wenige Stunden im Jahr laufen. Für die Verbraucher käme das nicht viel teurer. Die Großhandelspreise würden mit 70 bis 75 Euro pro MWh nicht viel höher liegen als heute - mit im Schnitt 66 Euro -, weil die Technologien immer billiger würden. "Wir sind eine wachsende Industrie", so Eurelectric-Vizepräsident Hall weiter. /rl