Münster (energate) - Der Onlineshop der EWE-Tochter Grünspar wird zum Jahresende geschlossen. Die White-Label-Shops der über 100 Stadtwerke-Kunden sollen ab 1. Januar jedoch "ganz normal" weiterbetrieben werden, betonte Grünspar-Geschäftsführer Michael Urban auf energate-Nachfrage. Der Oldenburger Versorger hatte im Oktober seinen Ausstieg aus dem Münsteraner Unternehmen angekündigt, Urban hatte ihm darauf mangelnde Geduld vorgeworfen (energate berichtete). Mit einem "Alles-muss-raus-Rabatt" in Höhe von 30 Prozent wird das Grünspar-Lager inzwischen geleert. Bis zum 31. Dezember soll der Shop, der sich an Endkunden richtet, endgültig schließen. Nach wie vor gibt sich Geschäftsführer Urban optimistisch, für Teile von Grünspar einen neuen Investor zu finden. "Wir sind immer noch in vielversprechenden Gesprächen mit mehreren Interessenten", betonte er. Die White-Label-Shops der Stadtwerke wird vorerst ein neuer Dienstleister und nicht das eigene Personal weiterführen.
Mitarbeiter klagen
Die 55 Mitarbeiter werden betriebsbedingt gekündigt. Dagegen haben inzwischen einzelne Mitarbeiter Klage beim Arbeitsgericht eingereicht. "Es besteht kein Sozialplan und es sollen auch keinerlei Abfindung oder ähnliches gezahlt werden. Von einem kommunal geprägten Unternehmen mit Sicherheit kein angebrachtes soziales Vorgehen", schrieb ein enttäuschter Grünspar-Mitarbeiter an energate. EWE bestätigte auf Nachfrage, dass es keine soziale Staffelung oder dergleichen gebe, da ausnahmslos alle Mitarbeiter betroffen seien. "Dass sich in etablierten und bereits über Jahrzehnte erfolgreichen Unternehmen zusätzliche soziale Absicherungen entwickelt haben, ist sicherlich zutreffend. Mitarbeitern in Start-ups ist diese im Vergleich zu etablierten Unternehmen geringere Sicherheit in der Regel sehr bewusst." Lehrlinge seien ohne Kündigung anderweitig untergebracht worden, betonte der Sprecher, andere Mitarbeiter "umfangreich zu Vorstellungsgesprächen freigestellt worden". Der Grünspar-Mitarbeiter berichtete indes von Repressalien, sobald sich die Mitarbeiter trotz "toller Arbeitsmoral und täglichem Erscheinen" um ihre persönliche Zukunft kümmerten.
Neue Produkte sollten sich auszahlen
EWE stieg im Jahr 2015 mit 90 Prozent ein. Mit dem neuen strategischen Partner wollte Grünspar einerseits neuen Traffic auf die Internetshops bringen, die mit der harten Online-Konkurrenz wie Amazon zu kämpfen haben. Andererseits wollte das Münsteraner Unternehmen vom Dienstleistungs-Know-how der Oldenburger profitieren, um sich vom Endkundengeschäft mehr in Richtung B2B zu entwickeln. Das Team konzipierte neue Produkte wie den "Bestellstrecken-Konfigurator", Energiegutscheine oder White Label für Glasfaserausbau. Urban rechnete damit, dass sich diese Mitte 2019 bezahlt gemacht hätten. Er sah im Ausstieg eher eine strategische Entscheidung des neuen EWE-Vorstands, es anders machen zu müssen als der Vorgänger. Der Oldenburger Versorger bezeichnete hingegen eine Fortführung des Betriebs als "nicht wirtschaftlich vertretbar". /mt