Essen (energate) - Der Verkauf der britischen Innogy-Tochter Npower an den Energiekonzern Scottish Southern Energy (SSE) ist gescheitert. Die beiden Unternehmen haben die Verhandlungen kürzlich ergebnislos beendet. Grund hierfür sei vor allem, dass beide Parteien keine Lösung für die notwendigen direkten und indirekten Finanzierungsbeiträge gefunden hätten, teilte Innogy jetzt mit. Der Essener Konzern prüft nun "alternative Handlungsoptionen", senkt seine Ergebnisprognose und stellt seine Aktionäre auf Abstriche bei der Dividende ein.
RWE/Eon-Deal nicht beeinträchtigt
ThemenseitenAuf folgenden Themenseiten finden Sie weitere Meldungen zum Thema. E.ON übernimmt Innogy Vertrieb
"Das verschlechterte Marktumfeld im britischen Vertriebsgeschäft und regulatorische Eingriffe wie die Preisobergrenze haben erhebliche Auswirkungen auf den Ausblick für die geplante Vertriebsgesellschaft", erklärte Innogy-Vertriebsvorstand Martin Herrmann. Seit dem dritten Quartal 2018 hatte Innogy die Vertriebsaktivitäten von Npower als "nicht fortgeführte Aktivitäten" bilanziert. SSE sollte eigentlich 65,6 Prozent von Npower übernehmen und Innogy 34,4 Prozent als "reine Finanzbeteiligung" behalten. Nun muss Innogy Npower in der Berichterstattung wieder als "fortgeführte Aktivitäten" ausweisen. Deshalb sei eine Anpassung des im November kommunizierten Ausblicks für das Geschäftsjahr 2018 erforderlich, hieß es weiter. Statt 2,7 Mrd. Euro erwartet das Unternehmen auf Konzernebene nun ein bereinigtes Ebit von 2,6 Mrd. Euro sowie ein bereinigtes Nettoergebnis von über 1 Mrd. Euro (vorher: 1,1 Mrd. Euro). Im Bereich Vertrieb sinkt das erwartete, bereinigte Ebit von 700 auf rund 650 Mio. Euro. Dadurch sei eine Dividende auf Vorjahreshöhe (1,60 Euro/Aktie) nicht darstellbar, so der Energiekonzern.
Für das Jahr 2019 hat Innogy bisher keinen Ausblick veröffentlicht. Das Unternehmen soll Mitte 2019 in Eon integriert werden. Aus aktueller Sicht würde die Wiedereinbeziehung des britischen Vertriebsgeschäfts im kommenden Jahr das Ebit in der Größenordnung von 250 Mio. Euro schmälern. Auf die geplante Übernahme durch Eon soll sich das geplatzte Geschäft aber nicht auswirken. "Obwohl wir die ursprünglich geplante Innogy-SSE-Transaktion begrüßt haben, war diese keine Bedingung für unsere Vereinbarung mit RWE", teilte eine Unternehmenssprecherin von Eon auf energate-Anfrage mit. Auch erwarte der Konzern "keine grundsätzlichen Auswirkungen auf den Zeitplan oder die strategische und wirtschaftliche Logik der Innogy-Transaktion", so die Sprecherin weiter.
Intensive Verhandlungen
Innogy betonte weiter, die Verhandlungen mit der SSE seien "intensiv" gewesen. Schon im November stand die Transaktion wegen der schwierigen Marktlage auf der Kippe. Dies hat vor allem regulatorische Gründe. So hat der britische Regulierer Ofgem unter anderem Schutztarife für finanzschwache Strom- und Gaskunden (Default Price Caps) eingeführt. Zu dem Zeitpunkt hatten beide Unternehmen allerdings noch mitgeteilt, die fortgeschrittene Transaktion neu verhandeln und sie auch trotz der widrigen Marktlage abschließen zu wollen (energate berichtete). Auch bei der anschließenden Vorstellung der Quartalszahlen ging Innogy-CFO Bernhard Günther noch davon aus, dass die Verhandlungen "überwiegend wahrscheinlich" erfolgreich ausgehen (energate berichtete). /ml