Essen (energate) - Die Bundesnetzagentur sieht derzeit wenig Möglichkeiten, den steigenden Netzausbaubedarf über technische Innovationen einzudämmen. Das machte Peter Franke, Vizepräsident der Regulierungsbehörde beim Führungstreffen Energie zum Auftakt der Branchenmesse "E-world 2019" in Essen deutlich. Im aktuellen Entwurf des Netzentwicklungsplans, den die Übertragungsnetzbetreiber am 4. Februar veröffentlicht haben, seien viele technische Möglichkeiten zur Optimierung der Bestandsnetze bereits "eingepreist". Gängige Technologien wie Freileitungsmonitoring oder Hochtemperaturleiterseile hätten die Netzbetreiber berücksichtigt (
energate berichtete).
Die Regulierungsbehörde sei offen, neue Vorschläge zu prüfen, so Franke weiter. So enthalte der NEP auch Einschätzungen zu Maßnahmen wie einem automatisierten Kraftwerks-Redispatch oder den Einsatz große Speicher. Solche Maßnahmen seien generell geeignet, vom Vorsorgeprinzip, dem sogenannten n-1-Kriterium, abzuweichen. Für eine breite Anwendung seien die großtechnischen Voraussetzungen aber noch nicht erfüllt. Diese Verfahren müssten sich in der Erprobung erst noch bewähren und würden mit der für die Versorgungssicherheit notwendigen Sorgfalt von der Behörde geprüft.
"Was wir für erforderlich halten, das ist auch erforderlich"
Wenig Sorge bereiten Franke die Vorschläge der Kohlekommission. Ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohleverstromung sei über den Szenariorahmen (Szenario C) bereits abgedeckt. Dieser bildet die Grundlage für die NEP-Berechnungen der Netzbetreiber. Größere Auswirkungen habe dagegen das Erneuerbaren-Ziel von 65 Prozent bis 2030. Dies führe nicht nur bei den Erneuerbaren selbst, sondern auch bei den erforderlichen Netzen zu einem erhöhten Ausbaubedarf in erheblichem Umfang. Franke sprach von schwierigen Ausgangsbedingungen. Deshalb sei es auch richtig, dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) den Netzausbau zur Chefsache erklärt habe. Er warnte aber davor, in diesem Prozess laufende Verfahren neu aufzurollen. Viele Projekte befänden sich in einem unterschiedlichen, teils fortgeschrittenen Verfahrensstand. Diese dürften im Sinne der Beschleunigung nicht wieder aufgemacht werden, nur um neue Regeln einzuführen.
Der Vizepräsident der Bundesnetzagentur bekräftigte, dass seine Behörde die Erforderlichkeit der Maßnahmen mit der gewohnten Genauigkeit prüfen werde. Hier habe sich die Bundesnetzagentur als glaubwürdige Instanz etabliert. "Was wir für erforderlich halten, das ist auch erforderlich." Im weiteren Verfahren werde die Regulierungsbehörde besondere Aufmerksamkeit auf das Thema Optimierung legen. "Wir haben den Übertragungsnetzbetreibern signalisiert, prüft alle Möglichkeiten, die Leistung in vorhandenen Netzen zu erhöhen." /tc