Essen (energate) - Der Zusammenschluss der Netzsparten von Eon und Innogy ist bei anderen Netzbetreibern durchaus Anlass zur Sorge. Das sagte Urban Keussen, Technikvorstand der EWE, beim Führungstreffen Energie zum Auftakt der Branchenmesse "E-world 2019" in Essen. Es habe schon ein anderes Gewicht, wenn ein Unternehmen bei der Bundesnetzagentur in Erscheinung tritt, das 70 Prozent der Netze auf sich vereine. Es sei Eon/Innogy zugestanden, seine Interessen dort zu vertreten. Er befürchte aber, dass darüber die Balance in der Regulierung verloren gehe. Ein Beispiel sei, dass die Regulierungsbehörde beim Effizienzvergleich Gas einen Parameter herausgenommen hat, der im Endeffekt ländliche Netzbetreiber gegenüber städtischen benachteilige. Beim Effizienzwert der EWE mache das einen Unterschied von fünf Prozent aus. Kleine Änderungen könnten so bereits erhebliche Auswirkungen haben, gab der Technikvorstand zu bedenken.
Keussen: "Wir setzen auf die Kartellbehörden"
Joachim Schneider, Bereichsvorstand Technik und Betrieb bei Innogy, bemühte sich, Keussens Bedenken zu zerstreuen. An der Netzlandschaft werde der Zusammenschluss von Eon und Innogy nichts ändern, so Schneider. Die Netzgesellschaften der beiden Konzerne seien heute schon da und es werde auch weiterhin eigenständige, regionale Versorgungsunternehmen geben. Auch Peter Franke, Vizepräsident der Bundesnetzagentur, traute sich durchaus zu, das fusionierte Unternehmen wirksam zu regulieren. Das gelinge seiner Behörde ja auch mit der Bahn. Er räumte aber ein, dass es eine ganze Reihe von Gegenständen gibt, wo sich eine erhöhte Marktmacht durchaus auswirken kann. So schreiben Unternehmensgremien zum Beispiel die technischen Regeln für das Netz und hier hätte ein Unternehmen mit 70 Prozent Abdeckung natürlich einen anderen Stellenwert. Diese Dinge müsse man sich ansehen, sagte Franke in Essen. Für Urban Keussen wäre es dagegen zu kurz gesprungen, so zu tun, als hätte der Zusammenschluss keinen Effekt. "Wir setzen auf die Kartellbehörden und die Politik. Es muss was passieren, bevor der Deal über die Bühne geht", forderte er. EWE hat sich beim Verfahren der EU-Kommission beiladen lassen (
energate berichtete). /tc