Essen (energate) - Im Geschäftsfeld Elektromobilität setzt der Energiekonzern Innogy auf Ladetechnik aus eigener Entwicklung. "Wir glauben, der Weg zum Kunden führt bei der Elektromobilität über die Hardware", sagte Vertriebsvorstand Martin Herrmann im Gespräch mit energate. Entsprechend arbeitet Innogy an einem Komplettportfolio an Ladesäulen sowie dem zugehörigen Backend für den Betrieb. Eine neue Generation von Wechselstrom-Stationen bis 22 kW Leistung hat das Unternehmen zur "E-world 2019" vorgestellt. "Wir haben die Größe unserer Ladestation um 40 Prozent reduziert und die Lösung modular aufgebaut, sodass sie für alle Anwendungsfälle geeignet ist", beschrieb Herrmann die Entwicklung.
Innogy erwartet signifikantes Wachstum
Herrmann sieht in der Entwicklung eigener Ladelösungen einen strategischen Schritt auf dem Weg zum umfassenden Technologieanbieter in dem Feld. Innogy vollzieht derzeit einen strategischen Schwenk weg vom Betrieb eigener Ladesäulen hin zum White-Label-Dienstleister (
energate berichtete). Herrmann kündigte an, dass Innogy das Portfolio an Ladesäulen weiter ausbauen wolle. Zum Absatzpotenzial der neuen Ladelösung wollte er sich nicht konkret äußern. Allerdings gehe es nicht um Absatzmengen im Tausender-Bereich. "Wir denken da in anderen Dimensionen", sagte Herrmann und verwies auf das erwartete Wachstum der Elektromobilität - auch in anderen Märkten. "Und mit der Anzahl von Autos, die perspektivisch auf die Straße kommen, brauchen wir auch sehr viel mehr." Entsprechend erwarte Herrmann, dass der Konzernumsatz im Bereich der Elektromobilität in den nächsten Jahren "signifikant wächst".
Bislang nimmt das Unternehmen aufgrund der Anlaufkosten Verluste in seiner Elektromobilitätsparte in Kauf (
energate berichtete). Herrmann bekräftige das Ziel, dass der Geschäftsbereich "Anfang der 20er Jahre" die Gewinnschwelle erreicht. "Der Wert, den wir erwirtschaften, spiegelt sich noch nicht im Ebit wider. Aber wir bringen uns im Moment in einem Zukunftsmarkt in eine Poleposition", so Herrmann. Neue Akquisitionen schloss er dabei nicht aus: "Wenn sich Gelegenheiten ergeben, werden wir uns das anschauen. Es wäre dumm, das nicht zu tun." Ohnehin rechnet er mit einer Konsolidierung im Markt der Elektromobilitätsdienstleister, in dem bislang noch viele kleinere Unternehmen mitspielen. Langfristig kann in dem Markt nur überleben, wer eine gewisse Größe hat und auch international agieren kann." Innogy selbst hatte im vergangenen Jahr zwei Akquisitionen getätigt: den US-amerikanischen App-Entwickler Plugshare (
energate berichtete) und den Ladetechnikhersteller BTC Power, ebenfalls aus den USA (
energate berichtete).
Lieferengpässe hemmen Marktentwicklung
Die jüngste Marktentwicklung betrachtet Herrmann mit vorsichtigem Optimismus. "Den größten Engpass, den wir im europäischen Markt sehen, ist die Verfügbarkeit von Autos", sagte er. Dabei sprach er auch aus eigener Erfahrung, denn Innogy stellt den eigenen Fuhrpark auch auf Elektroantrieb um. "Doch was die Kollegen gerne an elektrischen Dienstwagen hätten, ist derzeit nicht verfügbar oder hat extrem lange Lieferfristen", so Herrmann. Für 2020 seien aber viele neue Modelle angekündigt, dann erhofft sich der Innogy-Manager einen neuen Schub. /rb