Die Betriebsrisiken beim Stillstand von Anlagen müssen neu verteilt werden. (Foto: BayWa AG)
Essen (energate) - Das Risiko beim Betrieb von Windkraftanlagen wird in PPA-Verträgen anders verteilt werden müssen. "Technische Ausfälle werden bei vielen Direktvermarktern bisher eher locker gehandhabt. Bald werden andere Diskussionen stattfinden", sagte Kevin Hayward, Abteilungsleiter bei Baywa Re, auf der Fachkonferenz "Erneuerbare Energien" in Essen. Im aktuellen System müssten Direktvermarkter - vereinfacht gesagt - nur 24 oder 38 Stunden im Voraus denken. Bei einem Ausfall der Anlage wird der Strom im Day-Ahead-Handel beschafft. Die Anlagenbetreiber werden dafür nicht wirklich zur Kasse gebeten. Dies dürfte sich aber ändern, sobald PPA-Verträge Stromlieferungen von ein, zwei oder künftig auch fünf Jahren vorsehen. Gehen die Anlagen dann unerwartet und womöglich länger vom Netz, muss das Ausfallrisiko neu verteilt werden.
Negative Preise beeinflussen Betrieb
Insbesondere bei alten Windanlagen, die ab 2021 aus der Förderung laufen, sind die Risiken nur schwer abschätzbar. "Ein großes Unternehmen wie die MVV kann vielleicht bei den ersten Anlagen alle Risiken abnehmen, aber generell wird das einer allein wohl nicht schaffen", erläuterte Petr Svoboda, Berater bei der Aachener BET. Nachdenken müssten auch beide Seiten über die Wartungsverträge. Eine Anlage, die ihr Geld im Markt verdienen muss, sollte eher bei niedrigen oder bestenfalls bei negativen Strompreisen gewartet werden. In den vergangenen beiden Jahren waren schon über 100 Stunden negativ. Die Zahl der Sechs-Stunden-Blöcke, in denen der Betreiber keine Förderung mehr bekommt, lag 2018 aber noch bei unter 20. Das dürfte sich in den kommenden Jahren auf dem Weg zum 65-Prozent-Ziel deutlich erhöhen, erwartet Svoboda. Auf der anderen Seite werden die Preisspitzen steigen, in denen die Windanlage dann möglichst in Betrieb sein sollte.
In puncto Dauer sind die ersten PPA-Verträge nur kurzfristig ausgelegt. Dies liegt auch daran, dass eine Absicherung an der Börse nur drei bis vier Jahre im Voraus möglich ist. "Die meisten Kunden werden das jetzt auch nicht wollen", so die Einschätzung von Hayward. Aus dem Auditorium war allerdings eine Einschätzung zu hören, dass erste Banken sich bewegen und langjährigen PPA zustimmen wollen. Auch die ersten großen EVU tasteten sich an längerfristige Verträge heran. /mt
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