Essen (energate) - Die beteiligten Partner am größten Sinteg-Projekt "Designetz" haben eine positive Zwischenbilanz gezogen. Die Politik hofft auf Impulse für künftige Energiegesetze. "Das Zwischenergebnis stimmt", sagte Hildegard Müller, Vorständin für Netz & Infrastruktur des Konsortialführers Innogy, bei einem Pressetermin auf der Energiefachmesse E-world. Designetz vernetzt 30 Einzelprojekte, darunter Energiespeicher, Erneuerbaren-Anlagen oder Gewerbebetriebe aus drei Bundesländern. Ziel ist zu zeigen, wie der Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch von Energie auf lokaler Ebene sicher erfolgen kann (
energate berichtete). Nächster Schritt in dem 66 Mio. Euro umfassenden Vorhaben sei nun die Zusammenführung der Teilprojekte in ein Gesamtkonzept. Hierzu hat Innogy gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Dortmund die zentrale Steuerungseinheit "Cockpit" entwickelt. Bis zur Mitte des Jahres soll bereits ein Großteil der insgesamt 30 Anlagen an das Cockpit angeschlossen sein. Im Dezember werden es alle sein, erklärte Projektleiter Lothar Ahle weiter.
Das Cockpit soll die Herausforderungen und Belastungssituationen im Jahr 2035 veranschaulichen und zeigen, welchen Beitrag die Projekte zum sicheren Verteilnetzbetrieb leisten könnten. Das Steuerungstool bildet quasi den Arbeitsplatz, an dem alle Einzelprojekte zusammenfließen. Es zeigt eine Karte der drei beteiligten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland, die neben geografischen Daten auch Wetter- und Netzdaten berücksichtigt. Es lässt sich bis auf die Netzebene hineinzoomen, wo neben den realen Demonstrationsanlagen auch die zukünftige Energieerzeuger und -verbraucher eingebunden sind. So lassen sich Informationen etwa über die Erneuerbare-Erzeugung, Anlagenfahrpläne und ihre Flexibilitätsbänder abrufen, um das ganze System netzdienlich zu steuern.
Das Cockpit zeigt automatisch an, wo Netzengpässe auftreten können und entscheidet auch autonom, welche Maßnahme getroffen werden soll. "Es ist nicht nötig, dass jemand davor sitzt und Entscheidungen trifft", erklärt Entwicklerin Annika Brüggemann von der TU Dortmund. Auch sei diese zentrale Steuerung in einem zukünftigen Netz nicht mehr notwendig, weil die Anlagen dann direkt untereinander kommunizieren.
Projekt soll konkreten Anforderungskatalog liefern
Für Anke Rehlinger (SPD), Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Saarlandes, ist bei "Designetz" vor allem wichtig, dass es "endliche greifbare Ansätze gibt". Denn die am Projekt beteiligten Wissenschaftler sollen der Politik im Anschluss auch eine Art Kriterienkatalog an die Hand geben, mit den aus ihrer Sicht nötigen Rahmenbedingungen, um die Energielandschaft entsprechend der Erkenntnisse aus "Designetz" umzubauen. "Wir müssen endlich mehr Druck in die Sache bekommen", so Rehlinger. Den mit der Energiewende verbundenen "drei Ds" (Digitalisierung, Dezentralisierung und Dekarbonisierung) möchte sie gerne ein viertes hinzufügen: "Dalli". Projekte wie beispielsweise der Smart-Meter-Rollout hätten gezeigt, was passiert, wenn man sich mit einer Sache zu lange theoretisch beschäftigt. "Dann wird die Diskussion von der Technik eingeholt. Das sollte uns eine Mahnung sein", so die Ministerin. /ml