Essen (energate) - Der Essener Kraftwerkekonzern Steag hat für das vergangene Geschäftsjahr eine deutliche rückläufige Geschäftsbilanz ausgewiesen. Aufgrund von Kraftwerksstilllegungen ging der Umsatz um 20 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro zurück. Das Konzernergebnis brach gar um knapp 80 Prozent auf 12,7 Mio. Euro ein. Als Hauptgrund für diesen Rückgang nannte Finanzchef Michael Baumgärtner bei der Bilanzpressekonferenz in Essen den Wegfall von positiven Sondereffekten aus dem Vorjahr. Damals hatte das Unternehmen durch Verkäufe von Beteiligungen Sondereinnahmen von rund 50 Mio. Euro verbucht - und war demzufolge in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt (energate berichtete).
Ebit über der Prognose
Auch das operative Ergebnis (Ebit) entwickelte sich rückläufig, wenn auch nicht ganz so gravierend. Gegenüber Vorjahr beläuft sich der Rückgang auf 19 Prozent auf 160,6 Mio. Euro. Die deutsche Kraftwerksflotte trug dazu einen bescheidenen Ergebnisbeitrag von 11 Mio. Euro beziehungsweise sechs Prozent des Ebits bei. Das Steag-Management betonte indes, dass die Ebit-Prognose insgesamt "klar übertroffen" werden konnte. Ursprünglich hatte die Unternehmensführung einen Ebit-Rückgang von 30 Prozent erwartet.
Unbeeindruckt von dem Ergebniseinbruch führt die Steag an die kommunale Beteiligungsgesellschaft KSBG, über die sechs Stadtwerke aus dem Ruhrgebiet die Anteile an dem Unternehmen bündeln, 45 Mio. Euro Gewinn ab. Da das Konzernergebnis eine solche Summe nicht hergibt, greift das Management dazu auf operative Gewinne sowie Erträge aus den Vorjahren zurück, wie Finanzchef Baumgärtner erläuterte. "Wir haben nicht auf Kapitalrücklagen zurückgegriffen", stellte er klar. Die Steag-Eigner sind auf hohe Ausschüttungen angewiesen, um die Übernahme der verbliebenen Steag-Anteile vom Evonik-Konzern zu refinanzieren.
Verhandlungen über Anschlussfinanzierung
Derzeit verhandelt die kommunale KSBG mit den kreditgebenden Banken über eine Anschlussfinanzierung für den damaligen Kauf der Steag. Dabei geht es nach Aussagen von Geschäftsführer Baumgärtner um eine Summe von 400 Mio. Euro. Im Raum steht dabei, dass die Steag-Anteilseigner 100 Mio. Euro über Bürgschaften beisteuern, was allerdings in den Kommunen als umstritten gilt. "Ein Beitrag der Gesellschafter bei der Anschlussfinanzierung ist sicher positiv zu bewerten", sagte Baumgärtner dazu. Grundsätzlich zeigte sich das Management optimistisch. "Ich habe Vertrauen, dass wir zeitnah zu einer Anschlussfinanzierung kommen", so der Vorsitzende der Geschäftsführung, Joachim Rumstadt.
Die Frage nach der Anschlussfinanzierung birgt Brisanz, da parallel einige Städte den Ausstieg aus dem Eignerkonsortium diskutieren, allen voran Essen (energate berichtete). Steag-Chef Rumstadt betonte, dass er sich im Kreise der kommunalen Gesellschaftern "nach wie vor gut aufgehoben" fühle. Gleichwohl habe er auch wahrgenommen, dass es in einigen Stadträten "kontroverse Diskussionen" zum Steag-Engagement gebe. Diese Entscheidung liege aber bei den Städten. "Mein Ansprechpartner ist die KSBG", so Rumstadt weiter.
Bessere Perspektive für deutsche Kraftwerksflotte
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Steag-Management mit einer leichten Verbesserung der Geschäftszahlen. Der Umsatz soll sich um sieben Prozent verbessern, das Ebit um 20 bis 25 Prozent. Dabei rechnet das Management dank steigender Strompreise in Folge des Kernenergieausstiegs perspektivisch auch wieder mit höheren Ergebnisbeiträgen der deutschen Kraftwerksflotte. /rb