Arnheim (energate) - Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat im niederländischen Rilland die ersten neuartigen Wintrackmasten für die Höchstspannungsleitung Borssele-Rilland errichtet. Das an der Entwicklung beteiligte deutsche Unternehmen Europoles hatte zwischenzeitlich Insolvenz angemeldet. Insgesamt ist in der Provinz Zeeland der Bau von 114 Wintrackmasten vorgesehen, teilte der Tennet mit. Im Rahmen des Ausbauprojekts "Zuid-West 380 kV West" baut der Netzbetreiber eine neue Umspannanlage und drei Leitungsverbindungen. Dadurch soll die Flexibilität beim Stromtransport in der Region steigen und mehr Kapazitätssituation an der belgischen Grenze bereitstehen.
Zum Einsatz kommen die neuen Vollwandmasten vom Typ "Wintrack", die Tennet in den vergangenen Jahren schon an mehreren Standorten installiert hat (
energate berichtete). Die himmelgrauen Stahlsäulen werden paarweise aufgestellt und sollen sich besser ins Landschaftsbild fügen, als herkömmliche Gittermasten. Zudem erzeugen sie ein kleineres magnetisches Feld.
Geplatzter Großauftrag und mögliche Verzögerungen
Ursprünglich sollte das Konsortium HEP bestehend aus dem deutschen Masthersteller Europoles und dem niederländischen Bauunternehmen Heijmans die Masten liefern und aufstellen. HEP hatte das Wintrack-Konzept weiterentwickelt und die Stahlmasten um einen Betonsockel ergänzt. Im Oktober 2018 hat Tennet den Großauftrag aber zurückgezogen und dies mit Zweifeln in Bezug auf Qualität und Zeitplan begründet. Europoles aus dem bayerischen Neumarkt musste wenig später Insolvenz beantragen. Erst Anfang April meldete das Unternehmen, dass mit der Fuchs & Söhne GmbH ein Investor gefunden wurde, der wesentliche Teile der Europoles-Gruppe übernimmt. Insgesamt werden 390 Mitarbeiter weiterbeschäftigt, 140 Arbeitsplätze fallen durch die Übernahme weg.
Den Abschluss des Ausbauprojekts "Zuid-West 380 kV West" hatte Tennet für Ende 2020 geplant. Dann will Örsted die Offshore-Windparks Borssele I und II in Betrieb nehmen. Die bestehende Netzinfrastruktur wird dann nicht mehr ausreichen, um die komplette Stromerzeugung in der Region in Spitzenzeiten aufzunehmen. Ob es durch die Probleme mit HEP zu Verzögerungen im Zeitplan kommt, lasse sich im Moment noch nicht abschätzen, heißt es aus Arnheim. /tc