Berlin (energate) - Lex Hartman übernimmt einen neuen Job in der Energiebranche. Gut fünf Monate nach seinem Ausscheiden als einer der Geschäftsführer des niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet wechselt er ins Segment E-Mobilität zum Berliner Start-up Ubitricity. Dort werde er ab Mai den Vorsitz der fortan zweiköpfigen Geschäftsführung übernehmen, teilte das auf Ladeinfrastruktur für E-Autos spezialisierte Unternehmen mit. Ubitricity-Mitgründer Frank Pawlitschek, der das Unternehmen in den vergangenen Jahren als alleiniger Geschäftsführer leitete, ist fortan zweiter Geschäftsführer.
Start-up baut auf Hartmans Erfahrung im regulierten Geschäft
Ziel sei es, mit der langjährigen Erfahrung von Hartman die internationale Expansion von Ubitricity weiter voranzutreiben und neue Märkte jenseits von Deutschland und Großbritannien zu erschließen. "Überall wo wir neu hinkommen, treffen wir auf sehr regulierte Märkte. Lex Hartman wird uns mit seinem Know-how sehr helfen", sagte eine Unternehmenssprecherin zu energate. Außerdem sei bei Ubitricity schon seit der Gründung im Jahr 2008 eine zentrale Frage, wie möglichst viel E-Mobilität netzdienlich ins Stromnetz integrieren kann. Auch hier sei Hartman ein ausgewiesener Experte, so die Sprecherin. Die Entwicklung neuer Märkte bei Ubitricity liege auch fortan weiter in der Verantwortung von Knut Hechtfischer, stellte die Sprecherin klar. Hechtfischer hatte das Unternehmen gemeinsam mit Pawlitschek gegründet und geführt, sich im Laufe der Zeit allerdings auf seinen aktuellen Wirkungsbereich als Stratege konzentriert.
Ubitricity als Wettbewerbstreiber bei Ladestromtarifen
Hartman betonte seinerseits das große Wachstumspotenzial der E-Mobilität "als eines der Zukunftsthemen der Energiewende". Zugleich ließ er keinen Zweifel daran, dass er viel von den Kernprodukten der Berliner hält, insbesondere vom Ladekabel mit integriertem Stromzähler. Dieser mobile Zähler ermögliche den E-Autofahrern die freie Wahl beim Autostromanbieter. Dies wiederum fördere die Liberalisierung des mobilen Strommarkts und sorge zugleich für "echten Wettbewerb". Somit könne Ladestrom künftig günstiger werden als Haushaltsstrom, blickte er voraus.
Finanzstarke Gesellschafter im Rücken
Eine treibende Kraft hinter der Personalie Hartman ist Ubitricity zufolge auch der Gesellschafterkreis von Ubitricity, darunter der französische Energiekonzern EDF, die Siemens-Venture-Capital-Sparte Next 47 sowie der japanische Autokonzern Honda. Letzterer war im ersten Quartal 2019 im Rahmen einer Finanzierungsrunde bei Ubitricity eingestiegen, die den Berlinern 20 Mio. Euro einbrachte (energate berichtete). Schon zu diesem Anlass hatte Ubitricity angekündigt, den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Frankreich und die USA sowie den Markt für Ladeinfrastruktur in Immobilienanlagen als weitere Expansionsziele ins Auge fassen zu wollen.
Lex Hartman (Jahrgang 1956) war nach gut zehn Jahren in der Geschäftsführung von Tennet und insgesamt 20 Jahren im Unternehmen mit Wirkung zum 1. Januar 2019 bei dem Übertragungsnetzbetreiber ausgestiegen. Ein Blick auf die Homepage seines neuen Arbeitgebers zeigt, dass sich mit seinem Einstieg der Altersdurchschnitt der aktuell 60-köpfigen Belegschaft heben dürfte. Ob und wie sich Ubitricity mit Hartman an der Spitze im Zuge des angepeilten Wachstums organisatorisch umstellt, sei noch offen. Der neue Geschäftsführer solle "erst einmal ankommen", so die Unternehmenssprecherin. /pa