Groningen (energate) - Die niederländische Gasunie stockt ihre Pläne zur industriellen Produktion von grünem Wasserstoff in Delfzijl in der Provinz Groningen auf. Das Unternehmen plant dort zusammen mit dem Chemieunternehmen Nouryon (ehemals Akzo Nobel Specialty Chemicals) den Aufbau einer Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 20 MW (
energate berichtete).
Diese soll Erneuerbarenstrom in Wasserstoff konvertieren. Anstelle von 20 MW könnte die Anlage auch mit einer Leistung von mindestens 60 MW dimensioniert werden, teilte Gasunie mit. Dies würde eine Jahresproduktion von 9.000 Tonnen Wasserstoff erlauben.
Flugbenzin aus Wasserstoff und Speiseöl
Hintergrund der Expansionspläne ist eine Vereinbarung mit Sky NRG, einem Produzenten von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff. Das Unternehmen mit Sitz in Amsterdam beabsichtigt, in Delfzijl eine Produktionsstätte für grünes Flugbenzin zu errichten. Darauf hat sich Sky NRG mit der Fluggesellschaft KLM, dem Treibstofflogistiker SHV Energy und dem Amsterdamer Flughafen Schiphol geeinigt. Für die Produktion würde der grüne Wasserstoff von Gasunie und Nouryon mit Abfall- und Reststoffen wie gebrauchtem Friteusenöl vermengt. Pro Jahr sollen so 100.000 Tonnen nachhaltiges Kerosin und 15.000 Tonnen Bio-LPG entstehen. Im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin könne der nachhaltige Flugzeugtreibstoff die CO2-Emissionen um wenigstens 85 Prozent senken. Auch die Emissionen von Ultrafeinstaub und Schwefel seien geringer, so Gasunie. Die geplante jährliche Kerosin-Produktion in Delfzijl reiche aus, um den Ausstoß von 270.000 Tonnen CO2 vermeiden.
Investitionsentscheidung Anfang 2020
Für Knut Schwalenberg, Managing Director Industrial Chemicals bei Nouryon, ist das Projekt ein wichtiger Schritt zur Industrialisierung der Elektrolyse-Technologie. Gerard van Pijkeren, Managing Director bei Gasunie New Energy, hebt vor allem die Geschwindigkeit der Entwicklung hervor: Gasunie starte gerade am Standort Zuidwending die Produktion von nachhaltigem Wasserstoff im ersten niederländischen 1-MW-Elektrolyseur (
energate berichtete). Ende Juni kommt der niederländische König Willem-Alexander zur Eröffnung. Gleichzeitig werden jetzt schon die Pläne für den 20-MW-Elektrolyseur in Delfzijl aufgestockt. "Das zeigt, wie schnell die Nachfrage nach Wasserstoff und nach dem Transport und der Speicherung von Wasserstoff wächst", so van Pijkeren. Nouryon and Gasunie rechnen damit, dass sie Anfang 2020 die endgültige Investitionsentscheidung für die erste Phase ihres Projekts treffen werden. Über die Aufstockung auf 60 MW wollen sie bis Ende 2020 entscheiden. /tc