Heilbronn - Das Amtsgericht Heilbronn hat das Hauptinsolvenzverfahren des baden-württembergischen Strom- und Gasanbieters Deutsche Energie GmbH (DEG) gestartet. Die Gläubiger sollen somit "in den kommenden Tagen" die Möglichkeit bekommen, ihre Forderungen geltend zu machen, teilte der Ulmer Rechtsanwalt Michael Pluta als Insolvenzverwalter mit. "Wir rechnen aus heutiger Sicht mit einer Insolvenzquote von bis zu 20 Prozent", sagte Pluta. "Das ist sehr hoch, der Durchschnitt liegt im einstelligen Bereich", fügte er an. Das heißt aber auch, die Gläubiger müssen sich darauf einstellen, mindestens 80 Prozent ihrer Forderungen abschreiben zu müssen.
Forderungen von mehr als 20.000 Gläubigern erwartet
Ferner schätzt die Insolvenzverwaltung, dass mehr als 20.000 Gläubiger ihre Forderungen in die Insolvenztabelle eintragen werden. Im Vorfeld hatte Pluta geschätzt, das die 50.000 Kunden von der DEG-Insolvenz betroffen sind. Diese seien aber nicht alle Gläubiger, sondern zum Teil auch Schuldner des insolventen Energievertriebs, erklärte eine Sprecherin der Insolvenzverwaltung gegenüber energate. Weil es so viele Verfahrensbeteiligte gibt, werde es für das Gros der Gläubiger ein vereinfachtes elektronisches Anmeldeverfahren geben. Darüber werde die Insolvenzverwaltung alle Beteiligten "in den kommenden Tagen" auf dem Postweg informieren, kündigte Pluta an.
Spezielles Online-Verfahren zur Anmeldung der Forderungen
Konkret sollen die Gläubiger einen von der Insolvenzverwaltung in den vergangenen Wochen ermittelten Vorschlag zur Forderungsanmeldung erhalten, der ohne weitere Belege auf einem eigens eingerichteten Online-Portal bestätigt werden kann. "Jeder Kunde beziehungsweise Netzbetreiber wird anhand der zugesandten Unterlagen den vorgeschlagenen Gesamtbetrag nachvollziehen können, welchen er über das Portal anmelden wird, oder gegebenenfalls nachzahlen muss", versprach Pluta. Dieses Prozedere habe in einem Verfahren mit vergleichbarer Größe gut funktioniert, so der Insolvenzverwalter. Üblich ist die Forderungsanmeldung eigentlich auf dem Postweg. Behörden und Versicherungen hält Pluta dazu an, ihre Forderungen wie gewohnt per Post anzumelden.
Umfirmiert: DEG heißt inzwischen Degia Berlin
Außerdem weist die Insolvenzverwaltung darauf hin, dass die DEG inzwischen offiziell in "DEGIA Berlin" umfirmiert ist und den Firmensitz von Erlenbach in Baden-Württemberg nach Berlin verlegt hat. Dies habe allerdings keinen Einfluss auf das laufende Insolvenzverfahren, betonte Pluta. Angestoßen worden war das nun laufende Verfahren vom Netzbetreiber Netze BW. Pluta zufolge liegen die Forderungen gegen Degia Berlin im zweistelligen Millionenbereich (energate berichtete). Ursprünglich hatte die DEG bereits 2018 ein Insolvenzverfahren in Eigenregie angestrebt, nachdem der Übertragungsnetzbetreiber Tennet dem Energievertrieb den Bilanzkreis gekündigt hatte. Den Eigenantrag hatte die zwischenzeitlich gewechselte Geschäftsführung der DEG allerdings wieder zurückgezogen. /pa