Hannover (energate) - Die Planungen eines Windenergie-Verteilkreuzes in der Nordsee gehen in die nächste Phase. Ziel des internationalen Konsortiums "North Sea Wind Power Hub" um den Übertragungsnetzbetreiber Tennet ist es, bis Anfang der 2030er Jahre ein erstes Verteilkreuz in der Größenordnung 10.000 bis 15.000 MW realisiert zu haben. Das sagte Tim Meyerjürgens, COO von Tennet Deutschland, vor Journalisten in Hannover. Die bisherigen Untersuchungen hätten die technische und wirtschaftliche Machbarkeit des Vorhabens gezeigt. Wie energate bereits berichtete, haben sich die Planer von der ursprünglichen Vision einer einzigen Insel mit bis zu 180.000 MW Größe auf der "Doggerbank" verabschiedet (energate berichtete). Stattdessen sollen bis 2045 nach und nach bis zu zwölf Inseln auf Plattformen, Setzkasten-Inseln oder Sandinseln entstehen. Gleichstromkabel sollen diese miteinander vermaschen und Deutschland, Dänemark sowie die Niederlande anbinden.
Zentrale Fragen noch offen
ThemenseitenAuf folgender Themenseite finden Sie weitere Meldungen zum Thema. Forschung und Entwicklung
Bei der konkreten Planung des Zukunftsprojekts sind allerdings noch zentrale Fragen offen. Dazu zählen die Standorte, der Kostenrahmen sowie Fragen der Regulierung. Noch sei keine Entscheidung gefallen, wo das erste Verteilkreuz als Pilotprojekt entstehen könne, so Meyerjürgens. Grundsätzlich ziehe das Konsortium die gesamte südliche Nordsee dazu in Betracht. Bereits klar sei hingegen, dass die erste Insel eine rein elektrische Anbindung zum Festland erhält. Dort sei dann, im Sinne der Sektorkopplung, eine Power-to-Gas-Anlage geplant. Später will das Konsortium Wasserstoff auch auf See erzeugen.
Bislang keine Kostenabschätzung
Zu der Frage, wie hoch das Investitionsvolumen für eine Verteilinsel mit bis zu 15.000 MW sei, hielt sich der Tennet-Geschäftsführer noch bedeckt. Für eine genaue Kostenabschätzung sei es noch zu früh. Das Konsortium gehe nach eigenen Berechnungen aber davon aus, dass durch die internationale Kooperation und integrierte Power-to-Gas-Umwandlung eine 30 prozentige Reduzierung der Stromgestehungskosten erreichbar ist, so Meyerjürgens. Bei den zu installierenden Windturbinen kalkuliert das Konsortium laut Meyerjürgens mit bis zu 15 MW starken Anlagen. Derzeit sind 12-MW-Turbinen die oberste Klasse am Markt.
Politische Unterstützung gewünscht
Bei Fragen nach der Regulierung setzt das Konsortium auf internationale Zusammenarbeit. Es sei möglich, ein erstes Verteilkreuzprojekt innerhalb des aktuellen Regulierungsrahmens und Marktdesigns zu entwickeln, erklärte Meyerjürgens. Auf Dauer müssten allerdings nationale Ansätze, Verfahrensweisen, Planungs- und andere Richtlinien dringend überarbeitet werden, um einen langfristig groß angelegten und koordinierten Ausbau der Windenergie in der Nordsee sicherzustellen. Um diese und weitere Problematiken zu erörtern, erhofft sich das Konsortium die Einrichtung einer Konsultationsebene unter Beteiligung der Regierungen Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande. Für weitere Akteure wie Großbritannien und Norwegen sei die Tür auch offen. Neben Tennet gehören Energinet, Gasunie und Port of Rotterdam zum "North Sea Wind Power Hub". /as