In der Industrie gibt es viele Einsatzbereiche für Wasserstoff, eine flächendeckende Beimischung hingegen sei schwierig, so der BDI. (Foto: Thyssenkrupp)
Berlin (energate) - Der Markthochlauf grüner Gase sollte sich in einem ersten Schritt auf den Industrie- und Verkehrssektor konzentrieren. Dies ist eine der Kernaussagen der "Industrie-Roadmap für den Einsatz klimafreundlicher Gase", die der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erstellt hat. Das Papier wurde parallel zum Dialogprozess Gas 2030 des Bundeswirtschaftsministeriums erarbeitet und in die verschiedenen Arbeitsgruppen eingebracht. "Die Industrie will einen schnellen Markthochlauf für grüne Gase, aber wir wollen, dass dies effizient erfolgt", sagte Carsten Rolle, Leiter der Abteilung Energie- und Klimapolitik beim BDI zu energate. Die Nutzung solle sich auf die Sektoren konzentrieren, in denen die höchste Zahlungsbereitschaft bestehe, ergänzte er.
Keine flächendeckende Beimischung
Der BDI schlägt vor, in einer ersten Phase (2019 - 2025) den Einsatz auf Raffinerien und die chemische Industrie zu konzentrieren, die Wasserstoff als Grundstoff nutzen. Zusätzlich könnte der Wasserstoff im Schienenverkehr zum Einsatz kommen. Der Transport soll in reinen Wasserstoffnetzen erfolgen. Eine sofortige flächendeckende generelle Quote für grüne Gase, wie sie zuletzt der Verband der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB Gas) vorgeschlagen hat, lehnt der BDI ab. Dabei macht der Industrieverband ökonomische, aber auch technische Argumente geltend. Eine generelle Beimischung würde zu Änderungen und Schwankungen bei der Gasqualität führen. Dies bereitet vor allem der Glas- und Keramik-Branche sowie Teilen der chemischen Industrie Probleme. Allein in Modellregionen kann sich der BDI in Phase eins eine Beimischung vorstellen.
Anpassung des regulatorischen Rahmens
Mit einer Reihe von Anpassungen des regulatorischen Rahmens ließe sich die Wasserstoffverwendung in der Industrie anreizen. Ein internationaler Herkunftsnachweis soll die Handelbarkeit, aber vor allem auch den Import grüner Gase ermöglichen. Der BDI befürwortet eine "Doppelstrategie", die sowohl die heimische Erzeugung als auch den Import anreizt. Für die Nutzung von grünem Wasserstoff in Raffinerien sei vor allem eine "zeitnahe und ambitionierte" Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie II (RED II) notwendig, welche eine Anrechnung des grünen Wasserstoffs im Raffineriebereich auf die Biokraftstoffquoten sicherstellt. Die Befreiung des eingesetzten Stroms von der EEG-Umlage soll den Einsatz von Wasserstoff aus Power-to-X-Anlagen in der chemischen Industrie kurzfristig ermöglichen. Mittelfristig fordert der BDI eine systematische Anpassung aller derzeitigen Abgaben und Umlagen.
Exportchancen
Der BDI betont in dem Papier auch die Exportchancen, die durch die Umsetzung eines wasserstoffbasierten Energiekonzeptes entstehen können. Verschiedene Länder arbeiten weltweit an einer Wasserstoffstrategie. Deutschland hatte 2016 einen Weltmarktanteil von knapp 20 Prozent bei Elektrolyseuren und anderen Power-to-X-Technologien. Für den Erhalt und die Ausweitung dieses Marktanteils sei eine strategische Technologieentwicklung in Deutschland notwendig.
Zu dem Dialogprozess Gas 2030 will das Bundeswirtschaftsministerium Ende August den Entwurf eines Abschlussberichtes mit den Dialogteilnehmern konsultieren. Parallel ist eine nationale Wasserstoffstrategie in Arbeit, die Ende des Jahres stehen soll. Als grüne Gase gelten Wasserstoff oder Methan, die mit dem Elektrolyseverfahren aus Wind- und Solarstrom erzeugt werden, oder aus Biomasse oder durch die Abscheidung von CO2 aus Erdgas. /hl
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